: Belgrad als Vermittler?
■ Serben halten weiterhin 58 UNO-Militärbeobachter in Bosnien fest
Sarajevo (AP) – Die Zahl der nach den Nato-Luftangriffen auf Goražde von Serben festgehaltenen UNO-Beobachter hat sich auf 58 erhöht. Ein Sprecher der UNO sagte, die Militärbeobachter werden durch Hausarrest, Polizeiaufsicht oder durch das Fehlen von Kommunikationsmöglichkeiten behindert. Von einem UNO-Beobachter, der am Dienstag von der UNO-Schutzzone Zepa nach Sarajevo fahren wollte, fehlt weiterhin jede Spur.
Vor dem Abflauen der Kämpfe um Goražde am Mittwoch wurden Wohngebiete vereinzelt mit Flugabwehrkanonen und von Heckenschützen beschossen. Die Zahl der Opfer der am 29. März gestarteten serbischen Offensive gegen die Schutzzone stieg inzwischen auf 758 Verwundete und 186 Tote an. Serbische Soldaten versuchten außerdem ein Waffenlager der Blauhelme bei Krivoglavci nördlich von Sarajevo zu plündern. In dem Lager befinden sich schwere Waffen, die zur Beschießung Sarajevos eingesetzt waren. Die UNO will mit der Stationierung der rund 1.000 ukrainischen Blauhelme in Goražde voraussichtlich am 19. April beginnen.
Unterdessen gehen die Friedensbemühungen weiter. In Sarajevo trafen die Jugoslawien-Vermittler David Owen und Thorvald Stoltenberg ein. Dort wurde auch der russische Sondergesandte Witali Tschurkin erwartet. Tschurkin will im Auftrag des russischen Präsidenten Jelzin neue Nato-Angriffe vermeiden helfen. Der UNO-Sonderbeauftragte Yasushi Akashi hat gestern bei einem Treffen mit Slobodan Milošević den serbischen Präsidenten um Vermittlung bei den bosnischen Serben gebeten.
US-Präsident Clinton bekräftigte in einem Telefongespräch mit Jelzin die Entschlossenheit der USA, weiterhin im Auftrag der UNO an Nato-Luftangriffen in Bosnien teilzunehmen. Damit sollten die bosnischen Serben wieder an den Verhandlungstisch zurückgezwungen und das Mandat der UNO abgesichert werden.
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