: Euro-Betrüger
■ Bremer Polizei ermittelt gegen internationale Betrüger- und Räuberbande
Einer europaweit agierenden Bande von Räubern und Betrügern ist die Polizei in Bremen, Niedersachsen und Holland auf der Spur. Die etwa fünfzigköpfige Gruppe soll im Zeitraum 1993/94 von potenten Geschäftsleuten Bargeld, Schmuck und Edelsteine im Wert von mehr als 20 Millionen Mark erbeutet haben. Das erklärten gestern Peter Voßmeyer von der Abteilung „Organisierte Kriminalität“ und Staatsanwalt Volker Dützschhold. Liebend gern hätten sie der Presse auch dingfeste Täter präsentiert, doch darauf mußten sie verzichten: Alle mutmaßlichen Täter befinden sich derzeit noch auf freiem Fuß. Denn für Haftbefehle ist die Beweislage zu dünn, außerdem gibt es bürokratische Schwierigkeiten, weil der Tatort meist in Holland liegt.
An die Öffentlichkeit wandten sich Polizei und Staatsanwaltschaft deshalb auch vor allem, um vor diesen Betrügereien zu warnen und bisher unerkannte Opfer zur Anzeige aufzufordern. Die Bremer Polizei war bei Ermittlungen zum Raubüberfall auf die Bremer Pfandleihe im August vergangenen Jahres auf die Gruppe gestoßen. Drei Personen, die für den Überfall in Frage kommen, hatten die Spur zu der internationalen Betrüger- und Räuberbande gelegt. Diese Gruppe von Roma aus vielen europäischen Ländern verspricht nach Ermittlungen der Polizei ihren Opfern einen zehnprozentigen Gewinn beim Umtausch von Währungen. Nach einigen Lockangeboten werden die Opfer bei der Übergabe einer großen Summe von etwa 500.000 Mark oder mehr mit einem Koffer voller Falschgeld betrogen, die in Bündeln mit wenigen echte Geldscheine eingepackt sind. Wenn das Opfer den Betrug rechtzeitig bemerkt, schreckten die Täter auch vor Gewaltanwendung nicht zurück, meint die Polizei. Auch beim Kauf von Schmuck und Edelsteinen bezahlt die Gruppe mit Falschgeld. Opfer sind besonders solvente Kunden aus Deutschland, Skandinavien und Belgien, die möglicherweise aus Steuergründen keine Anzeige erstatten. In einem Fall hat ein griechischer Geschäftsmann allerdings laut Voßmeyer „auf eine Art Inkasso betrieben, die nicht auf einen Gang zur Polizei schließen läßt“ - er ließ zwei Mitglieder der Roma-Gruppe ermorden.
Ein großer Teil der Beute blieb bisher verschwunden, die Angehörigen der Gruppe haben sich nach Informationen der Polizei mit der Beute nach Italien abgesetzt. „Die Täter haben sich weitgehend verflüchtigt“, meinte ein leicht frustrierter Voßmeyer. Bei einer Razzia in Delmenhorst, die auf diese Bande zielte, fand die Polizei am 8.März in einem Wohnhaus neben einer Schußwaffe auch Schmuck in Millionenhöhe. Doch von den 11 festgenommen Roma wollte keiner mit dem Koffer etwas zu tun haben, die Polizei konnte ihn niemandem zuordnen: Das Diebesgut mußte als Fundsache behandelt werden.
Die sichergestellte Beute soll in Bremen am nächsten Dienstag und Mittwoch im Polizeipräsidium ausgestellt werden, um Opfern die Möglichkeit zu geben, ihre gestohlenen Gegenstände zurückzufordern. bpo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen