: Ruanda: UNO-Vermittlung ohne Erfolg
■ In der Hauptstadt Kigali gingen Kämpfe zwischen RPF und Regierungstruppen auch gestern weiter / Entscheidung über Verbleib der UN-Soldaten vertagt / Belgien und Frankreich ziehen ihre Soldaten ab
Kigali/Brüssel/Paris (AFP) – In den Außenbezirken der ruandischen Hauptstadt Kigali kam es gestern erneut zu Kämpfen zwischen der Patriotischen Front Ruandas (RPF) und Regierungstruppen. RPF-Einheiten rückten jedoch offenbar nicht weiter auf das Stadtzentrum vor. Bei den Kämpfen wurden nach Angaben einer AFP- Korrespondentin auch schwere Waffen eingesetzt. Gestern Morgen schlugen Granaten auf dem Flughafen ein, wo belgische und französische Flugzeuge standen. Nach UNO-Angaben machten sich die Konfliktparteien gegenseitig für den Angriff verantwortlich. Die von der Bevölkerungsmehrheit der Hutu dominierten Regierungstruppen versuchten, eine von der RPF eingenommene Stellung zurückzuerobern. Die RPF, die Bewegung der Minderheit der Tutsi, hatte am Mittwoch militärische Erfolge gemeldet.
Am Mittwoch abend hat der UN-Sicherheitsrat in New York seine Entscheidung über die Zukunft der UN-Truppen in Ruanda vertagt. Von der UNO angekündigte Gespräche zwischen der provisorischen Regierung und der RPF fanden offenbar zunächst nicht statt. Der amtierende Präsident des UN-Sicherheitsrats, Colin Keating, hatte zwar gestern erklärt, Vertreter der RPF und der ruandischen Regierung wollten in Kürze in Kigali zusammentreffen. Dagegen hatte der Rundfunk der RPF gemeldet, Mitglieder der provisorischen Regierung, darunter Übergangspräsident Sindikubwagbo, hätten versucht, nach Burundi zu entkommen, seien jedoch an der Grenze zurückgewiesen worden. Von unabhängiger Seite wurde dies nicht bestätigt.
Nach der Evakuierung der meisten Ausländer ziehen nun Frankreich und Belgien ihre Soldaten aus dem umkämpften ostafrikanischen Land ab. Belgische Fallschirmjäger räumten gestern die französischen Schule in der Hauptstadt Kigali, die als Sammelpunkt für zu evakuierende Ausländer diente. Belgiens Außenminister Willy Claes bekräftigte in Brüssel, alle Soldaten seines Landes würden Ruanda verlassen. Belgien werde sich unabhängig von einer Entscheidung des UN-Sicherheitsrats nicht mehr mit Soldaten an der UN-Mission in Ruanda (Unamir) beteiligen. UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali betonte, daß es nach dem Abzug der Belgier schwer sein werde, die UN-Mission zu Ende zu führen. Derzeit sind rund 2.500 UN-Soldaten in Ruanda stationiert, darunter etwa 400 Belgier.
Von den etwa 500 französischen Soldaten, die zur Evakuierung von Ausländern nach Kigali entsandt worden waren, befanden sich gestern noch 40 in Ruanda. Sie sollten nach Armeeangaben bald zu ihrem Stützpunkt in der Zentralafrikanischen Republik zurückkehren. Die sieben Mitarbeiter der Deutschen Welle und ihre Angehörigen, die tagelang in einer Sendestation festsaßen, sind am Mittwoch mit belgischer Hilfe ausgeflogen worden und landeten gestern in Kenias Hauptstadt Nairobi.
Siehe auch Reportage Seite 11
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