Eine Krähe...

■ betr.: „Wie ein Stück totes Vieh...“, taz vom 11.4.94

Die Erlärung von Innensenator Heckelmann, daß rassistische und kriminelle Übergriffe „seitens Berliner Polizeibeamter“ sich in Ermittlungsverfahren in „keinem Fall bestätigt“ wurden, braucht nur noch in die Umgangssprache übersetzt zu werden, dann wird ein Schuh draus: „Es konnte ihnen aber nichts nachgewiesen werden...“

Daß von 100 Verfahren gegen Polizeibeamte überhaupt nur drei zu einem Gerichtsverfahren führen, ist schon ein beeindruckender Beleg für die alte Volksweisheit von den Krähen, die sich gegenseitig keine Augen aushacken. Daß die restlichen drei Verfahren auch noch mit Freisprüchen enden, veranlaßt uns dazu, einen aussagekräftigen Indikator für die zunehmenden Polizeiübergriffe vorzuschlagen: Die in solchen Fällen von den Tätern mit unschöner Regelmäßigkeit gestellten Gegenanzeigen: Anzeige wegen Nötigung und Widerstand bei völlig unbegründeten Verhaftungen; wer auf der Wache geschlagen wird, kriegt vorsichtshalber noch eine Körperverletzung angehängt. Und wenn die Blessuren gar nicht mehr zu übersehen sind, eben eine schwere.

Und niemandem gelingt es, Mißhandlungen in der Wanne oder auf der Wache rechtskräftig nachzuweisen. Da ist es nur logisch, daß engagierte ZeugInnen oder auch antirassistische Gruppen, die versuchen, die angegriffenen oder beklauten ImmigrantInnen zu unterstützen, ihrerseits mit Verleumdungsklagen überzogen werden.

Uns bleibt da nur der Aufruf, einzugreifen – auch bei Polizeiübergriffen, sie zu veröffentlichen und dafür mit uns hanebüchene Verleumdungsklagen zu sammeln. AG Rassismus & Polizei (Antirassistische Initiative), Berlin