: Katz- und Mausspiel mit der „Fliegerfaust“
■ Raketen für die Türkei nach Geheimdienstmanier abgewickelt
Die 210 Stinger-Boden-Luft-Raketen für die Türkei sind nicht – wie geplant – in Hamburg verschifft, sondern heimlich unter strenger Bewachung durch den Bundesgrenzschutz (BGS) in Bassenfleth bei Stade an Bord des türkischen Frachters „Kayserie“ gebracht worden.
Die Verschiffung sollte am Samstagmorgen um 6.30 erfolgen. Bereits gegen 4.30 Uhr glich der Kai des Schuppen 69 einer Festung. In den Zugängen stehen Container quer, um das Schiff herum hat die Wasserschutzpolizei eine Wagenburg aufgebaut Rund 60 Demonstranten finden sich nach und nach am Schuppen ein, das Warten auf den BGS geschützten Militärtransport vom Bodensee beginnt. Der Einsatzleiter versucht zu beruhigen: „Das ist schon alles an Bord.“ Knapp ein Dutzend Wasserschützer hatten nach Informationen aus der Innenbehörde in den Tagen zuvor gegen ihren Einsatz remonstriert. Da es sich aber um einen „legalen Transport“ handelt, konnten sie den Dienst nicht quittieren. Denn die Waffenlieferung ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums keine Militärhilfe – die wegen der Kurdenmassaker offiziell eingefroren ist. Die Stinger-Raketen (Bundeswehrjargon: „Flieger-Faust“) haben eine Reichweite von sechs Kilometern und sind mit ultra-violetten und infrarot-Suchsystemen ausgestattet. Sie können von der Schulter abgeschossen werden und eignen sich nicht nur zur Bekämpfung von Tieffliegern (Hubschrauber, Kampfjets), sondern können natürlich genauso gut im Kampf gegen Kurdenstellungen in den Bergen (Fahrzeuge, Dörfer, Menschenansammlungen) eingesetzt werden.
Gegen sechs Uhr legt die „Kayserie“ unvermutet ab und verschwindet im Dunst des Hamburger Hafens. „Die werden den Zug nach Cuxhaven umleiten und dort die Raketen an Bord nehmen“, vermutet GALierin Anna Bruns. Doch auch in Cuxhaven mobilisieren schnell Kriegsgegner in Richtung Hafen. Die Sicherheitsbehörden dirigieren den Raketenzug jedoch nach Bassenfleth, wo die Raketen in Containern ungehindert an Bord gehievt werden. Die Cuxhavener Demonstranten sehen mittags die „Kayserie“ nur noch aus der Ferne.
Kai von Appen
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