: Der etwas andere Fußball
■ Wild, bunt und alternativ: Wenn Amateure den Ball führen und Gelehrte das Tor hüten
„Dat is Fußball!“ So lobte die Kölner Stadtrevue das „erfrischend-selbstironische, vergnüglich zu lesende Zeitgeschichtswerk“ zum alternativen Balltritt. Die Hamburger Zeit sah gar „ballverliebte Anarchisten“ im „letzten spielerischen Biotop des Fußballsports“ am Werk. Der Spiegel lobte die „diversen Kick-Theoretiker und Strafraum-Psychologen“, die die Feder führten; die Berner Tagwacht war begeistert von der „Grünen Karte für Ökofoul“, und die Kulturpolitischen Mitteilungen entdeckten sogar ein besonderes Stück „Faszinosum Fußball mit soziokulturellen Deutungsmustern und gesellschaftskritischen Interpretationen, auch sozialwissenschaftlich auf soliden Füßen“.
Soviel Lob wurde „Gib mich die Kirsche, Deutschland!“ zuteil, das Buch über den wilden, bunten, alternativen Fußball fern vom Moloch DFB. Mittlerweile ist das „epochale Werk“, wie der Kölner Express zu übertreiben wußte, in zweiter erweiterter Auflage erschienen. Mit diversen Neuerungen, Ergänzungen und Aktualisierungen: So kündet ein halbes Dutzend weiterer Elfen von ihren formidablen Ballkünsten (darunter jetzt endlich auch die Wahrheit über Partisan Euskirchen, eine Combo, die vor Jahren langmähnig über ahnungslose Eifeldörfer herfiel, wo „Bauern mit ihren Mistgabeln bewaffnet zum Fußballplatz zogen“ sowie „kleine Kinder und Töchter in heiratsfähigem Alter für das Wochenende eingesperrt wurden“).
Das Geheimnis um die Aachener Elf „Wim Kieft, Berti Kokst“ wird gelüftet, ein neuer Textblock über Ostdeutschlands alternative Fußballszene (Spielkünste etwa aus Leipzig mit seinem „Nato- Cup“ – siehe Foto) eingefügt, die scheinheilige Frömmigkeit des DFB-Chefs Egidius Pater Braun seziert und alle philosophischen und poetischen Feinheiten der Gelehrtenliebe zum Ball – „o eingeschlenztes Leder“ – in ihrer ganzen Endgültigkeit natürlich raumtief ausgelotet.
Noch nicht nachzulesen: Wer beim diesjährigen Turnier um die Deutsche Meisterschaft zu Pfingsten in Bremen (Motto, frei nach den Bremer Stadtmusikanten: „Etwas Besseres als den DFB finden wir überall“) den achten Titel holt. Bei den Buchmachern ganz unten eingestuft: Die basisverbundene Betriebssportkampfgruppe der taz, die ganz im Sontheimerschen Sinne nur über links angreifen will. -emma-
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