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Der Bekannte

■ Fanny Müller - Die dritte Geschichte von Frau K.

erda hat schon wieder einen neuen Bekannten. Ein Bekannter ist eine Beziehung, die nicht bei einem wohnt. Zieht er ein, ist er ein Verlobter. Frau K. kann ja nicht viel sagen, weil sie nach dem Krieg eine Beziehung namens Onkelehe geführt hat, deren Frucht Gerda schließlich war. Fehlt nur noch, daß Ywonne mit „was Kleines“ ankommt, dann ist die dritte Generation komplett. Ywonnes Papa war nämlich auch nur ein Verlobter. Wir sitzen im Garten am Kaffeetisch. Gerda schwärmt. „Im Lokal hat er mir den Stuhl zurechtgerückt.“ Frau K. ist nicht beeindruckt. „Wart ma ab, in 14 Tagen schneidet der sich die Fußnägel in deiner Küche.“ „Und Trixi findet er auch süß.“ „Das glaub ich nich“, sagt Frau K., „den mach keiner. Nur Oma, was, Trixi?“ Trixi rollt sich zur Seite und beginnt eine schorfige Stelle an ihrem Unterleib zu kratzen. Ich muß die Kuchengabel beiseite legen. Gerda läßt sich nicht beirren. „Und kochen kann er auch.“ „Das is das letzte“, sagt Frau K., „'n Mann inner Küche. Hinterher weichen die alles ein, aber abwaschen tun die nich. Nehm Sie ma vom Butterkuchen, Frau Müller, den hab ich selbs gemacht.“ Gerda ist noch nicht fertig. „Der wäscht seine Sachen alle selber.“ „Wieso?“ fragt Frau K., „is seine Mutter tot?“ Den größten Triumph hat Gerda noch zurückgehalten. „Und wißt ihr was? Der kuckt keine Sportschau!“ Frau K. fährt zusammen: „Gerda! Mach das nich! Das issn Perverser!“

Fanny Müllers „Geschichten von Frau K.“ erscheinen beim Verlag Weisser Stein in Greiz und können bei der taz hamburg bestellt werden. Lieferbar ab Mitte Mai gegen einen Verrechnungsscheck über 15 Mark plus 2 Mark Porto.

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