: Schweigen für Gorazde
■ 500 DemontrantInnen forderten in Bremen: „Erhebe dich und tu etwas dagegen!“
„Stoppt den Völkermord in Bosnien-Herzegowina“ – der zerbröselnden Schrift auf dem Transparent sieht man den häufigen Demoeinsatz an. „Was sollen wir tun? Natürlich demonstrieren wir weiter. Dabei wäre es besser, einer der Politiker da oben tut endlich etwas, als daß wir hundert immer wieder auf die Straße gehen“, sagte am Samstag eine Bosnierin auf der Bremer Demonstration gegen den Krieg in ihrer Heimat.
Etwa 500 Menschen nahmen am Schweigemarsch teil (laut Polizei: 300). Die Zahl der deutschen TeilnehmerInnen beschränkte sich auf „weniger als hundert“, schätzte Sulejman Halep, vom Bosnien-Verein SDA (Stranka demokratske akcije - Gemeinschaft Demokratische Aktion). Viele DemonstrantInnen fanden es schade, daß sie so wenig deutsche Unterstützung haben. „Andererseits sind unsere deutschen Nachbarn und Freunde auch betroffen von den neuesten Angriffen auf Gorazde. Sie haben Mitleid mit uns.“
Tag und Nacht versuchen die hier lebenden BosnierInnen und KroatInnen sich über den neuesten Stand der Dinge in ihrer Heimat zu informieren. Denn, wie eine Bosnierin schildert, hätten manche nun schon seit bald drei Jahren ihre Verwandten nicht mehr gesehen. „Ich weiß nicht, ob meine Eltern überhaupt noch leben“, sagt sie traurig.
Traurige Gesichter waren auch entlang der Demo-Route immer wieder zu beobachten. Vereinzelt hoben PassantInnen die Hand zum Friedenszeichen. Selbst im Einkaufsrausch in der Obernstraße blieben Menschen stehen und lasen sich das Flugblatt vom SDA Bosnien-Verein durch.
Darin werden die „Barbaren“ verantwortlich gemacht für den Völkermord. Der „verbrecherischen Mittäterschaft“ bezichtigt der SDA „B. Gahli, Agaschi, viele Generäle, Lords und das Unprofor“, die „mit den Serben zusammen“ arbeiten würden. „Auf welcher Seite bist Du?“, fragte ein etwa 18-Jähriger Mann in Militärjacke einen deutschen Mitdemonstranten. Der Befragte guckte sich hilflos um. vivA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen