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Die UNO geht, die Ruander sterben

■ Über 2.000 Blauhelme sollen bis heute abgezogen sein / Berichte über Greueltaten und Fluchtbewegungen im ganzen Land / Friedensgespräche zwischen Regierung und RPF-Guerilla geplatzt

Arusha/Nairobi/New York (AFP/wps/dpa/taz) – In Ruanda geht das Morden weiter – allerdings ohne die UNO. Heute will die Weltorganisation den am Donnerstag abend vom Weltsicherheitsrat beschlossenen weitgehenden Rückzug der 2.500 starken Blauhelmtruppe in dem zentralafrikanischen Bürgerkriegsland abschließen. 270 Soldaten sollen noch bleiben, um, wie es heißt, eine Feuerpause zu vermitteln und eine Wiederaufnahme der Hilfslieferungen zu erreichen. Zunächst um die 1.000 Blauhelme sollen in Kenias Hauptstadt Nairobi warten, um zur Überwachung eines eventuellen Waffenstillstandes wieder nach Ruanda zurückzufliegen. Daran glaubt die UNO aber offenbar nicht: „Es besteht keine Aussicht, daß die Kriegsparteien sich in den nächsten Tagen auf einen Waffenstillstand verständigen“, schrieb UNO-Generalsekretär Butros Ghali in seinem Bericht an den Sicherheitsrat.

Die Rückzugsentscheidung hat massive Kritik eingebracht. Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ sprach von einer „Einladung, jene abzuschlachten, die bisher ein Mindestmaß an Schutz durch die UNO-Truppen hatten“. Rund 20.000 bis 25.000 Ruander in der Hauptstadt Kigali hatten sich zuletzt vor den Massakern unter die Obhut der UNO- Soldaten geflüchtet. Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) protestierte gegen den Abzug. Die abziehenden Blauhelme äußerten sich zum Teil empört: „Wir sind ganz und gar nicht froh, Ruanda in diesem Zustand zurückzulassen“, erklärte ein ghanaischer UNO-Soldat. Ein anderer, Major Ralph Ntumy, sagte, in Kigali werde auf alles geschossen, was sich bewegt: „Es gibt kein Wasser und keine Lebensmittel.“

100.000 Flüchtlinge auf der Straße nach Burundi

In ganz Ruanda ist die Lage offenbar katastrophal. Hunderttausende von Menschen sind nach weiteren Gebietsgewinnen der Guerillabewegung „Patriotische Front Ruandas“ (RPF) auf der Flucht. UNO-Mitarbeiter in Kigali berichteten, allein auf der Hauptstraße südwärts nach Burundi befänden sich 100.000 Flüchtlinge. „Alle sind blockiert“, sagte der Direktor der UNO-Mission, Abdul Kabia. „Die Straßen landauswärts sind besonders gefährlich, da sie von Milizen ohne irgendwelche Kontrolle übernommen worden sind. Alle möglichen Greueltaten werden hier begangen.“ In der südlichen Stadt Butare, wo es zunächst ruhig geblieben war (siehe taz vom 15. 4.), sind nach Berichten von Hilfsorganisationen inzwischen blutige Massaker im Gange. In der südöstlichen Stadt Cyangugu haben Regierungssoldaten 5.000 Menschen in ein Stadion eingeschlossen.

Eine Besserung der Lage war von Friedensgesprächen zwischen Vertretern der RPF-Guerilla und Mitgliedern der mittlerweile nach Zaire geflohenen ruandischen Regierung erhofft worden, die am Wochenende in der tansanischen Stadt Arusha stattfinden sollten. Die Gespräche scheinen aber noch vor ihrem Beginn geplatzt zu sein. Die RPF-Delegation traf am Samstag als erste ein und erklärte, sie werde nur mit Armeevertretern und nicht mit Angehörigen der ihrer Meinung nach illegitimen Regierung sprechen. Nach Vermittlung des tansanischen Staatschefs Ali Mwinyi zeigte sie sich konzilianter, worauf gestern auf die Regierungsdelegation gewartet wurde. Die erschien jedoch nicht, und gestern mittag reiste die RPF- Delegation verärgert nach Ruanda zurück. Einziges positives Signal blieb die Ankündigung einer Feuerpause durch die RPF ab Dienstag, 0 Uhr. D.J.

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