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„Wild drauflos gewerkelt“?

■ Sportlepp: Betondecke eingestürzt / Niemand verletzt

Im Kaufhaus „Sportlepp“ in der Mönckebergstraße ist gestern morgen eine Betondecke eingestürzt. Da gerade Umbauarbeiten stattfinden – nur im Erdgeschoß läuft noch der Verkauf –, waren keine Kunden in dem Stockwerk. Feuerwehrsprecher Wolfgang Lindner: „Es handelt sich um eine alte Deckenkonstruktion. Die hätte auch schon aus anderem Anlaß herumterkommen können.“

Es ist 10.10 Uhr: Im zweiten Stock sind Umbauarbeiten in vollem Gange. Bauarbeiter reißen nichttragende Zwischenwände heraus, Maschinen dröhnen. Plötzlich beginnt es im ersten Stock von der Decke zu bröcken, auf 60 Quadratmeter wölbt sich die Eisen-Beton-Deckenkonstruktion der oben unter dem zweiten Obergeschoß eingezogenen Betondecke. Wenig später krachen die schweren Gesteinsmassen herunter, reißen Gipsplatten, Elektroinstallationen sowie die Klima-Anlage mit in die Tiefe. Im ganzen Haus gehen die Lichter aus.

Zwei Züge Berufsfeuerwehr, Gerätewagen sowie Notarzt- und Großraumrettungswagen rasen in die Einkaufsmeile. Trotz akuter Einsturzgefahr weiterer Deckenteile arbeiten 40 Feuerwehrleute daran, die abgesackte Deckenkonstruktion zu enflechten. Nach zwei Stunden die Entwarnung: „Bei dem Einsturz ist niemand zu Schaden gekommen“, so Lindner, Verkäuferinnen und Bauarbeiter kamen mit dem Schrecken davon.

Polizei, Bauprüfabteilung und Amt für Arbeitsschutz nehmen am Mittag die Ermittlungen auf. „Wir waren am Freitag vor Ort, da war nichts an Problemen erkennbar“, so Matthias Frommann, Chef des Amt für Arbeitsschutz. Auch die Polizei kann noch keine Ursache nennen. Möglicherweise „Materialermüdung“ im Zusammenwirken mit den Bauarbeiten. Ein Bericht der Bauprüfer wird heute erwartet. Baubehördensprecher Matthias Thiede: „Wenn da wild darauf los gewerkelt wurde, so daß die Statik in Mitleidenschaft gezogen worden ist, dann sind die fällig.“

Kai von Appen

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