piwik no script img

Deutsche Bank reiht sich bei Opfern ein

■ Handwerker bekommen Geld für Schneider-Immobilien

Frankfurt (AP) – Die Deutsche Bank wird nach Aussage ihres Vorstandssprechers Hilmar Kopper für die Pleite des Schneider- Imperiums mehrere hundert Millionen Mark zurücklegen. Den eigentlichen Verlust des größten deutschen Geldhauses, das Kredite von rund 1,2 Milliarden an den abgetauchten Bauunternehmer vergeben hat, könne er aber derzeit nicht angeben, so Kopper gestern auf einer eigens zum Fall Schneider einberufenen Pressekonferenz.

Er sicherte den Handwerkern von drei noch im Bau befindlichen und von seinem Institut finanzierten Immobilienprojekten zu, alle ausstehenden Rechnungen zu bezahlen. Dabei gehe es um Beträge deutlich unter 50 Millionen Mark, erklärte Kopper. „Wir reden da von Peanuts.“ Die Bauarbeiten sollen innerhalb der nächsten 14 Tage fortgeführt werden.

Gut zwei Wochen nach Bekanntwerden der größten deutschen Immobilienpleite der Nachkriegszeit mußte bei der Deutschen Bank bisher niemand gehen. Kopper schloß einen solchen Schritt zwar nicht aus, Bedingung sei aber, daß wirkliche Fehler gemacht worden seien. „Es wird weder ein Bauernopfer noch ein politisches Opfer geben.“ Damit stellte sich der Bankchef vor seine Vorstandskollegen Georg Krupp und Ulrich Weiss, in deren Verantwortung die expansive Kreditvergabe an Schneider lag.

Eine beachtliche Schuld an dem Debakel wies Kopper den Sachverständigen zu, die der Kölner Konzerntochter Centralboden falsche Gutachten vorgelegt hätten. Er drohte den Gutachtern mit Schadensersatzforderungen, sollten die „Untersuchungen zu entsprechenden Ergebnissen kommen“. Schneider habe zudem mit gefälschten und manipulierten Mietverträgen gearbeitet. „Die Deutsche Bank ist wie andere Opfer eines Kreditbetruges“, rief Kopper aus. Unbestreitbar sei aber auch, daß im eigenen Haus Fehler gemacht worden seien.

Kopper räumte außerdem ein, daß seine Bank kurz nach dem Verschwinden Schneiders noch versucht habe, an dessen Geld in der Schweiz und anderen Ländern heranzukommen. Allerdings sei es „schon weg gewesen“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen