■ Linsen Soufflé: Yuppies mit Bohrmaschinen und ein toter Fisch
Die gräßlichste Nachricht zuerst: Obwohl Serienkiller eigentlich längst abgefrühstückt sind, kommt jetzt einer auf die Leinwand, gegen den Hanibal the Canibal aussieht wie ein Mainzelmännchen. Produzent Edward Pressman („Conan, der Barbar“) ist im Besitz einer Drehbuchadaption von Bret Easton Ellis' Mega-Schocker „American Psycho“. Das Buch ist rohes Fleisch. Sensible Zeitgenossen konnten nur mit Hilfe Dutzender Kotztüten zu Ende lesen. Der Killer- Schinken erzählt von einem biederen, völlig gefühllosen Wallstreet-Yuppie, dessen Hobby es ist, auf brutalste Weise Frauen, arglose Passanten und auch Kinder zu morden. Der ausgesprochen detailfreudige Roman beendete 1991 um ein Haar die vielversprechende Karriere seines jungen Schöpfers, der zuvor mit „Unter Null“ viel Kritikerlob einfahren konnte. „American Psycho“ geriet zum Gegenstand einer internationalen Gewaltdebatte. Nur die Deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften hat nix gemerkt. So gibt's den „Psycho“ inzwischen auch als Taschenbuch, aber das war eigentlich gar nicht mehr nötig, denn der Yuppie-Horror ist längst d a s Kultbuch deutscher Splatterpunks und Adrenalinjunkies. Bleibt abzuwarten, wieviel sie vom Blutrausch auf die Leinwand transportieren wollen, können und dürfen. Ich denke da zum Beispiel an die eine Szene, in der der Irre eine junge Hure mit einer Bohrmaschine bearbeitet, zuerst nimmt er sich ihre Zähne vor... Wer könnte so etwas optimal visuell umsetzen? Alle dachten nur an einen: David Cronenberg. Der begnadete Kanadier („Videodrome“) ziert sich zwar noch und will nichts unterschreiben, wird aber weiterhin als heißester Kandidat für die Regie gehandelt.
Wenden wir uns blutärmeren Nachrichten zu. Hier kommt eine speziell für Kollegin Mariam De Niroumand: Anfang 1995 werden Robert De Niro und Al Pacino erstmals gemeinsam (als erbitterte Feinde) in einem Film agieren. Der noch unbetitelte Gangsterstreifen unter der Regie von Michael Mann, er hat dafür sein James-Dean-Projekt auf Eis gelegt, soll dann zu Weihnachten 1995 in die Kinos kommen. Die beiden New Yorker Schauspieler waren zwar schon einmal in einem Film zu sehen, konnten aber in „Der Pate 2“ natürlich keine gemeinsamen Szenen haben. Bobby De Niro bestaunen wir vorher noch in Kenneth Branaghs „Mary Shellys Frankenstein“ als Monster und in Martin Scorseses „Casino“. Al Pacino hat vorher auch noch einige Jobs zu erledigen. Er hat für die Titelrolle in Oliver Stones Polit-Thriller über Ananasface „Noriega“ unterschrieben, und er will unbedingt Pablo Picasso spielen. James Ivory, der gerade an „Jefferson in Paris“ mit Nick Nolte und Greta Scacchi strickt, soll bei dieser Filmbiographie Regie führen, hat aber noch nicht zugesagt.
Die schönste Nachricht zum Schluß: John Cleese arbeitet zusammen mit Ian Johnstone am Drehbuch der Fortsetzung von „Ein Fisch namens Wanda“. Kevin Kline und Jamie Lee Curtis werden, soviel ist schon sicher, wieder dabei sein. Arbeitstitel des Projekts: „Death Fish 2“, eine liebevolle Hommage an Charles Bronsons berüchtigte Selbstjustiz-Lichtspiele. Karl Wegmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen