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V2-Raketen-Teile aus ehemaligem KZ gestohlen

■ Stollen des KZs Mittelbau-Dora geplündert

Berlin (taz) – Nazi-Devotionalien- Händler verkaufen Gegenstände aus unterirdischen Stollen des ehemaligen Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen in Thüringen. Dabei wurden auch Reste von V2-Raketenwaffen heraustransportiert. Materialien und Archivalien aus diesem Stollensystem wurden, nach Informationen der taz, letztes Jahr dem niederländischen Historiker Ardie Rohding angeboten. Anderes Material aus den Stollen des ehemaligen KZs wurde von einem Auktionshaus in London per Katalog zur Versteigerung offeriert. Bis heute ermittelt die Staatsanwaltschaft Erfurt ohne Ergebnis. Die Hohlräume unter dem Kohnsteinmassiv stehen seit 1992 unter Denkmalschutz, gehören aber bislang zur angrenzenden KZ-Gedenkstätte nicht dazu. KZ-Häftlinge mußten das riesige Höhlengeflecht im Auftrag der SS anlegen, um Platz für die geheime Produktion der V2-Raketenwaffen zu schaffen. Von den über 60.000 wie Arbeitstiere gehaltenen Menschen starben 20.000.

„Weitere Diebstähle sind nach wie vor nicht ausgeschlossen“, beklagte sich der Landrat von Nordhausen, Joachim Claus, gegenüber der taz, da der Eigentümer des Berges, die bayerische Firma Wildgruber, eine Zusammenarbeit verweigert. Es sei auch nicht festzustellen, was bisher gestohlen worden ist, da Forschern der Zugang zu den Stollen trotz anderslautender Zusagen nicht erlaubt wird. Die Feststellungsklage des Landkreises, wem die denkmalgeschützten Hohlräume im Massiv gehören und wer sie deshalb zu schützen hat, ist von den Gerichten noch nicht entschieden worden. Die Firma Wildgruber argumentiert mit dem bundesdeutschen Bergwerksrecht, wonach ein getrennter Verkauf von Berg und Hohlraum nicht möglich ist. Aus diesem Grund pocht der Landrat auf die noch bis 1995 geltende „DDR-Hohlraumgesetzgebung“, wonach Berg und Tunnel zwei verschiedene Dinge sind und Forscher deshalb das System ungehindert betreten dürften. aku

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