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Wider besseres Wissen -betr.: "Der Brief aus der Senatskanzlei", taz vom 22.4.94

Betr.: „Der Brief aus der Senatskanzlei“, 22.4.94

Herr Weinke zitiert in seinem Artikel „Der Brief aus der Senatskanzlei - Über den Hamburger Umgang mit einer Überlebenden des Holocaust“ aus einem Brief der Senatskanzlei an die Übersetzerin des Buches von Frau Eichengreen, Frau Ursula Wamser.

Herr Weinke kennt detailliert die Bestimmungen zum Besuchsprogramm für jüdische ehemalige Bürger Hamburgs und weiß, daß die Senatskanzlei persönlichen Kontakt zu mehr als 2100 Überlebenden des NS-Regimes weltweit pflegt. Er weiß, daß in den vergangenen Jahren ca. 1300 jüdische Verfolgte auf Einladung des Senats Hamburg besucht haben.

Herrn Weinke ist bekannt: Wenn beide Ehepartner gebürtige Hamburger sind und gemeinsam die Einladung des Senats annehmen, kann gerechterweise ein zweites Mal nicht eingeladen werden. Auf Wunsch von Herrn Weinke und Frau Wamser wurde 1991 trotzdem eine zweite Einladung für das Ehepaar Eichengreen angesichts besonderer Gegebenheiten ermöglicht.

Weil der von Herrn Weinke gescholtene Senatsdirektor überlegt hat, wie auf die bisher noch nicht eingeladenen jüdischen ehemaligen Bürger eine dritte Kostenübernahme wirken würde, mußte er diese ablehnen.

Weil die Lebenserinnerungen von Lucille Eichengreen exemplarisch für das grauenvolle, menschenverachtende Martyrium dieser Menschen sind, hat die Senatskanzlei 2100 Exemplare des Buches angekauft und weltweit verschickt. Gerade deshalb hat er Schulklassen und Studiengängen dieses Buch zur Verfügung gestellt und persönliche Diskussionen mit überlebenden Hamburger Bürgerinnen und Bürgern anläßlich deren Hamburgaufenthalts initiiert.

Frau Wamser und Herr Weinke vergessen über ihrem Engagement für Frau Eichengreen, daß mehr als 800 Hamburger Überlebende des Holocaust nach der verfolgungsbedingten Emigration bisher keine Gelegenheit zu einem Hamburgbesuch hatten und aufgrund der begrenzten Haushaltsmittel noch auf ihre persönliche Einladung warten.

Rolf-Barnim Foth, Leiter der Abteilung Auswärtige Angelegenheiten und Protokoll

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