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Ein Paradies für Frauen

Der EU-Frauen-Arbeitsmarkt zeigt große Unterschiede  ■ Von Annette Jensen

Soll ich zwei Männer oder drei Frauen in meinen Laden stellen – die Lohnkosten sind die gleichen?“ fragt sich der Supermarktbesitzer. Etwa ein Drittel weniger Gehalt als ihr männlicher Kollege hat die durchschnittliche Angestellte in der Europäischen Union am Monatsende auf dem Konto. Am krassesten ist die Differenz in Luxemburg, etwas günstiger sieht es für Griechinnen, Portugiesinnen und Däninnen aus. Trotzdem liegt die Quote der jobsuchenden EU- Frauen seit Jahren weitaus höher als die ihrer männlichen Arbeitsmarktkonkurrenten. Einzige Ausnahme: Großbritannien, wo acht Frauen ohne Job zehn männlichen Konkurrenten gegenüberstehen.

Andererseits wurden in den letzten Jahren die meisten neugeschaffenen Stellen im Europa der Zwölf mit Frauen besetzt, und vieles spricht dafür, daß sich diese Tendenz weiter fortsetzt. Denn in puncto Ausbildung haben die Frauen in einigen Bereichen die Männer bereits abgehängt. Zwischen 1985 und 1990 gab es in mehreren Staaten der Zwölfergemeinschaft einen regelrechten Run auf die Universitäten, so daß es in Dänemark, Spanien, Frankreich und Portugal mittlerweile einen Frauenüberschuß in den Vorlesungssälen gibt. Nur in Deutschland sackte der sowieso schon magere Anteil weiblicher Hochschulbesucher weiter ab: Auf 100 Studenten kommen nur noch 67 Studentinnen.

Die zunehmende Zahl der Menschen ohne Job erklärt sich zum Teil daraus, daß immer mehr Leute, besonders Frauen, Anspruch auf einen Arbeitsplatz anmelden, die Erwerbsquote also steigt.

Dreh- und Angelpunkt für den Frauenanteil im Berufsleben ist die Integration von Müttern, denn jede EU-Frau bringt statistisch gesehen eineinhalb Kinder zur Welt. Obwohl sich inzwischen auch immer mehr Spanierinnen, Griechinnen und Portugiesinnen gegen Nachwuchs entscheiden, ziehen doch noch immer 84 Prozent der Frauen aus der Zwölfergemeinschaft Kinder groß.

Deutlich am besten sieht die Situation in Dänemark aus. Dort wird den Frauen nicht nur der längste Mutterschaftsurlaub gewährt – sie können 28 Wochen zu Hause bleiben bei 90prozentigem Lohnausgleich. Vor allem können viele danach wieder eine Vollzeitstelle antreten, weil die Kinderversorgung im Land zwischen Nord- und Ostsee gut auf die Bedürfnisse der Berufstätigen abgestellt ist – und 65 Prozent tun das auch.

Aus einer Studie des EC Network für die Kommission in Brüssel geht hervor, daß ein relativ hoher Anteil von Teilzeitarbeitsplätzen keineswegs eine Garantie dafür ist, daß Mütter nicht aus dem Arbeitsleben rausgekickt werden: Obwohl es in Holland etwa doppelt so viele Jobs mit weniger als 20 Stunden gibt wie in Dänemark, ist doch die Zahl der geldverdienenden Däninnen mit 72 Prozent weitaus höher als in den Niederlanden, wo es nur 40 Prozent der Frauen mit kleinen Kindern schaffen, überhaupt wieder in den Beruf einzusteigen. Und selbst bei drei und mehr Kindern sackt die Erwerbsquote in Dänemark nur unmerklich ab. In Deutschland hingegen sieht es nicht wesentlich besser aus als beim Nachbarn im Westen. Am schwierigsten aber haben es Mütter in Irland, wo nur 23 Prozent überhaupt einen Job finden, gefolgt von Luxemburg mit 29 und Spanien mit 32 Prozent. Es wird deutlich: Zwar sind Frauen am gesamten EU-Arbeitsmarkt unterrepräsentiert. Weitaus wichtiger als diese geschlechtsspezifische Benachteiligung aber sind die Zahl und Flexibilität der Kindertagesstätten.

Aber auch die Chancen für Frauen, die nach einer längeren Babypause wieder beim Arbeitsamt vorsprechen, sind extrem unterschiedlich: Während in Italien fast 90 Prozent zunächst nicht vermittelt werden können, sind es wiederum in Dänemark weniger als zehn Prozent, die vergeblich nachfragen. Auch in Frankreich sieht es mit einem Viertel Nichtvermittelbarer noch vergleichsweise gut aus, während die Deutschen etwa 40 Prozent der Mütter nach einer Arbeitspause auf der Straße stehen lassen.

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