: Quo vadis, Vox?
Was geht da eigentlich vor? Da wird ein Sender liquidiert, und keiner weiß so recht, wie das eigentlich gemacht wird. Zuerst kommt Liquidator Klaus Peter Blobel daher und kündigt urplötzlich an, daß er den bisherigen Notprogrammbetrieb nun endlich einstellen wird. Aus Kostengründen, was ja auch irgendwie verständlich ist. Am Wochenende sah es dann so aus, als würde Alexander Kluges DCTP den verwaisten Vox-Laden nun übergangsweise in Komplett- Regie übernehmen. Der Mediendienst epd erzählte, Kluge werde ab 1. Mai programmverantwortlich senden – fünf bis sieben Stunden täglich. Die Süddeutsche Zeitung wußte sogar zu berichten, daß die Herren Klatten (Ex-Vox-Berater) und Aust (Spiegel-TV) im Auftrag der DCTP höchstpersönlich nach Köln gefahren sind, um im Sendezentrum „die Technik zu steuern“: Klatten und Aust als Bildmischer und Mazfahrer? Können die das?
Das kann sich auch Vox-Unternehmenssprecher Uwe Krink nicht vorstellen. Es sei Quatsch, daß die DCTP seit Sonntag das gesamte Programm veranstalte, tönt es aus Köln. „Das Vox-Notprogramm wird weitergeführt. Ich will Sie nicht abwürgen – aber wir sind in Liquidation“, beendete er das Telefonat. Der Mann hat offenbar viel zu tun.
Auf der Mattscheibe geht unterdessen wirklich das „Notprogramm“ weiter. Alles wie gehabt: „Codename Black Angel“, „Liebe Sünde“ und massig „Spiegel-TV“. Tatsächlich wird während der Übergangslösung ein wesentlicher Teil des Vollprogramms weiterhin von Vox geliefert. Diesen Deal hatten Krink und DCTP-Justitiar Paul Leo Giani bereits am Freitag beschlossen. Vox stellt der DCTP Sendetechnik und Filme zur Verfügung und „erfüllt damit seine vertraglichen Verpflichtungen“, so eine Pressemitteilung der beiden.
Wie geht's nun weiter? Bis zum 20. Juni müssen sich die Beteiligten auf eine gesellschaftsrechtliche Neuordnung einigen. Diese neue Frist haben die zuständigen Medienanstalten den Nachlaßverwaltern vergangene Woche eingeräumt. Die DCTP wird bei den Verhandlungen in jedem Fall ein entscheidendes Wort mitzureden haben. Verfügt sie doch für ihre Magazine über eine eigene Sendelizenz. Vox, der Serienknüller: eine Liquidation in 100 Folgen. Wir bleiben dran!mum
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