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Über die Spielräume in der Architektur

■ Eine Veranstaltungsreihe will europaweit neue Maßstäbe setzen

Ein „Ereignis mit überregionaler Austrahlung“ soll er werden und eine „Schaubühne des städtischen Lebens“, aber auch Apell an PolitikerInnen und vor allem BürgerInnen – der „Hamburger Architekten Sommer 1994“. Ab Dienstag werden in den kommenden drei Monaten alle Aspekte des Bauens in 80 Austellungen, Vorträgen, Diskussionen, Lesungen, Filmen und Konzerten, sowie 100 Stadtteilführungen präsentiert – ein Forum, das, wie Ullrich Schwarz, Geschäftsführer der Hamburger Architektenkammer, gestern betonte, noch kein Vorbild in Deutschland oder Europa hat. 50 Institutionen (Architekten, Stadtentwicklungs- Wirtschafts- und Kulturbehörde, Hochschulen und Museen etc.) beteiligen sich an der Organisation des Architekten Sommers.

„Wir wollen bei den Bürgern Aufmerksamkeit und kritisches Bewußtsein für das wecken, was in der Stadt passiert, und verdeutlichen, welchen Spielraum Architektur in der Stadtentwicklung hat“, so Schwarz. Hamburg wolle zudem mit dem „Architektur Sommer“ europaweit neue Maßstäbe setzen für die Präsentation von Baukunst. Architektur sei eine bedeutende künstlerische Ausdrucksform, die, so Schwarz, heute gleichberechtigt neben anderen Kunstgattungen stehen müsse. Umso mehr, als daß sie mehr als jede andere Kultur die Dynamik und Konflikte der heutigen Zeit wiederspiegele.

„Die Architektenschaft hat es heute unglaublich schwer“, räumte auch Hamburgs Oberbaudirektor Egbert Kossak ein. Ein „unüberschaubarer Wust von Verordnungen“ mache es schier unmöglich, noch hochwertige Projekte zu planen. „ Ein Gebäude wie das Chilehaus von Fritz Schumacher würde heute wohl nicht mehr genehmigt“, so Kossak. Ein riesiges Problem: Anonyme Kapitalgesellschaften lösen die Bauherren ab, „würdiges Bauen verkommt zur schlichten Kapitalanlage“, so Kossak. Deshalb appellierte auch die Vorsitzende des Bundes Deutscher Architekten, Mirjana Markovic, an die BürgerInnen, sich künftig stärker in die Diskussion über neue Maßstäbe für Architektur einzumischen. sako

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