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KGB-Akten jetzt in Sachsenhausen

■ Moskau übergab 30.000 Dokumente zu Internierungslagern

Berlin (taz) – Noch vor drei Jahren leugnete der KGB in Moskau beharrlich, irgendwelche Akten über die sowjetischen Internierungslager in der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) beziehungsweise der DDR zu besitzen. Aber sie lagen in den Tresoren, versehen mit der Aufschrift „aufbewahren für alle Zeit“. 30.000 Seiten dieser hochgeheimen Dokumente über die Speziallager Sachsenhausen und Mühlberg – abgelichtet auf Mikrofiche – liegen jetzt im Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen bei Oranienburg. Der Direktor des Archivs der Russischen Föderation, Sergey Mironenko, überreichte sie am Wochenanfang dem brandenburgischen Kulturminister Hinrich Enderlein und kündigte obendrein an, daß noch weitere 100.000 Seiten vom sich gerade auflösenden KGB zu erwarten sind. Die Übergabe ist ein „einmaliger Vorgang höchster Emotionalität“, meinte der Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, Günter Morsch, denn „über kein Thema ist in den letzten vier Jahrzehnten sowohl in der Sowjetunion als auch in der DDR so geschwiegen worden wie über die Internierungslager von 1945 bis 1950“.

Die Mikrofiches enthalten die Verwaltungsakten der Abteilung Sonderlager, die dem Volkskommissariat für innere Angelegenheiten (NKWD) beziehungsweise dem Ministerium des Inneren unterstand. Unter den Dokumenten befinden sich Verzeichnisse der aus den Speziallagern in die Sowjetunion deportierten Personen. Außerdem die Lagerbücher für die Registrierung der Zugänge und der Verstorbenen, Protokolle der Lagerverwaltungen, Kommissionsberichte über den Stand der marxistisch-leninistischen Schulungen sowie Arbeitspläne, Befehle und Anweisungen. Erstmalig ausgewertet werden diese Unterlagen jetzt in einem von der Volkswagen-Stiftung unterstützten Gemeinschaftsprojekt der Dietrich- Schiller-Universität in Jena, der Fernuniversität Hagen und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten/Gedenkstätte Sachsenhausen. „Wir wissen bisher noch nicht, welches Ziel die sowjetische Führung mit den Lagern verfolgte“, erklärte Lutz Niehammer aus Jena. Ursprünglich hätten die sowjetischen Behörden möglichst viele Arbeitskräfte zur Wiedergutmachung in ihr Land holen wollen, deportiert wurden aber höchstens zehn Prozent. Nach bisherigen Schätzungen sind alleine bis 1950 in Sachsenhausen etwa 60.000 Menschen interniert gewesen, darunter nicht nur Nazis, sondern auch willkürlich Festgenommene und sozialdemokratische Gegner des Kommunismus. Tausende von ihnen starben im Lager an Hunger und Krankheiten. aku

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