: Tonfall wird härter
■ CDU will Moratorium für Mahnmal
Nach der Bezirks-CDU stemmt sich nun auch der Landesverband der Partei gegen den Bau des Mahnmals für 2.000 deportierte Juden auf dem Hermann-Ehlers- Platz in Steglitz (die taz berichtete). Der Generalsekretär der Christdemokraten, Dieter Ernst, forderte gestern ein Moratorium, um die „für Deutschland und Berlin wichtige Frage der Denkmalsgestaltung mit dem notwendigen Ernst und möglichst einer breiten Beteiligung der Steglitzer Bevölkerung“ zu diskutieren.
Weil sich eine Mehrheit von CDU, FDP und Reps seit Monaten in der Bezirksverordnetenversammlung gegen die Spiegelwand wehrt, hatte Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) am Montag das gesamte Verfahren an sich gezogen. Dieter Ernst stellte gestern sogar den Bau des Denkmals, das bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat, in Frage. Da Bundesregierung und Senat sich über ein zentrales Holocaust-Denkmal geeinigt hätten, sei es sinvoll, „die Entscheidung über weitere Bezirksdenkmäler zurückzustellen“.
Dies bezeichnete gestern der SPD-Fraktionssprecher im Abgeordnetenhaus, Peter Stadtmüller, als „völlig unaktzeptabel“. Scharfe Kritik übte er auch an dem Einwand des CDU-Generalsekretärs, das Denkmal könne beschmiert und so negative Reaktionen im Ausland hervorrufen. In der Konsequenz bedeute dies, „daß wir faktisch vor dem rechten Mob zurückschrecken, nur weil wir Sorge vor deren Schmierereien haben“. Stadtmüller forderte die Christdemokraten in Steglitz auf, sich aus der „Umklammerung“ der rechtsextremen Reps zu lösen. Zudem hoffe er, daß die Meinung des CDU-Generalsekretärs nicht die Unterstützung des Landesvorsitzenden und Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen finden werde.
Über die Realisierung der neun Meter langen und 3,5 m hohen Spiegelwand auf dem Hermann- Ehlers-Platz hatten am Dienstag die beiden Architekten mit der Senatsbauverwaltung beraten. Die Ausschreibung für die Platten soll nach den Vorstellungen der Bauverwaltung bereits in diesem Herbst stattfinden. Das Denkmal selbst könnte dann bereits Ende 1994 errichtet werden. Severin Weiland
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