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Im vereinigten Jemen herrscht Bürgerkrieg

■ Südjemenitische Flugzeuge bombardierten die Hauptstadt / Ausnahmezustand verhängt

Sana (AFP/AP/dpa) – Im erst seit vier Jahren vereinigten Jemen herrscht Bürgerkrieg. Gestern bombardierten Kampfflugzeuge der Streitkräfte des ehemals realsozialistischen Südens die im Norden gelegene Hauptstadt Sana sowie die Städte Taiz und Hudeida. Die Attacken in der Hauptstadt richteten sich nach Angaben von Augenzeugen gegen den Palast von Präsident Ali Abdallah Saleh und den Flughafen. Saleh verhängte daraufhin für das ganze Land einen auf 30 Tage befristeten Ausnahmezustand. Ein Militärsprecher in Aden, der ehemaligen Hauptstadt des Südens, erklärte, Ziel sei es, die drei wichtigsten Flughäfen des Nordens zu zerstören.

Westliche Diplomaten berichteten auch von Gefechten innerhalb Sanas. Da sich offiziell keine südjemenitischen Truppen in der Hauptstadt befanden, wurde nicht ausgeschlossen, daß Kämpfe auch zwischen rivalisierenden nordjemenitischen Armee-Einheiten ausgebrochen seien. Die Armeen der früheren nördlichen „Arabischen Republik Jemen“ und der im Süden gelegenen „Demokratischen Volksrepublik Jemen“ waren bei der Wiedervereinigung des Landes im Mai 1990 nur formal zusammengeschlossen worden, hatten jedoch ihre jeweilige Kommandostruktur behalten. Der aus dem Norden stammende Präsident Saleh und sein aus dem Süden kommender Stellvertreter Ali al-Beid sind zerstritten.

Nordjemenitische Soldaten sollen am Morgen den Sitz der „Sozialistischen Partei Jemens“ (YSP) in Sana zerstört haben. Die YSP war früher die Staatspartei Südjemens. Bei den Kämpfen, bei denen auch mehrere Panzer eingesetzt wurden, soll auch die benachbarte italienische Botschaft beschädigt worden sein. Bei Kämpfen in Dhamar, hundert Kilometer südlich von Sana, wurde unbestätigten Berichten zufolge eine südjemenitische Brigade von Truppen aus dem Norden vernichtend geschlagen. Nordjemenitische Einheiten planten nach Ansicht der Diplomaten einen Angriff auf Aden, die frühere Hauptstadt Südjemens.

Frankreich versetzte seine 400 im nahe gelegenen Djibuti stationierten Soldaten in Alarmbereitschaft, um nötigenfalls Franzosen und andere Ausländer aus Jemen evakuieren zu können. Das britische Außenministerium teilte mit, Briten, die Jemen verlassen wollten, sollten mit einem französischen Kriegsschiff nach Djibuti gebracht werden.

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