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Vertuscht das Auswärtige Amt Folter in der Türkei?

■ Die Bonner Recherche über das Schicksal der abgeschobenen Familie Cetin war ein Bluff

Berlin (taz) – Lügt das Bonner Auswärtige Amt im Fall der aus Sachsen abgeschobenen kurdischen Familie Cetin? Während das Außenamt von Klaus Kinkel (FDP) behauptet, daß Ramazan Cetin nach seiner Abschiebung in die Türkei dort nicht gefoltert worden sei, berichtet die Hamburger Wochenzeitung Die Woche das krasse Gegenteil. Cetin (34) spricht im Interview mit dem Journalisten Dirk C. Fleck in Adana (Türkei) von Elektroschocks und Schlägen mit Gummiknüppeln oder Fäusten. Er, seine Frau und die fünf kleinen Kinder seien drei Tage lang im Keller einer Istanbuler Polizeikaserne festgehalten worden. Auch Ramazans Ehefrau Zübeyde (30) berichtet von Schlägen durch Polizisten. Die Familie habe kein Essen erhalten, der Gang zur Toilette sei verwehrt worden. Außerdem sagt Ramazan Cetin, daß die deutsche Botschaft weder telefonisch noch persönlich mit ihm Kontakt aufgenommen habe.

Die Darstellung der Cetins steht im klaren Widerspruch zu den Darstellungen des Bonner Außenamts. Danach ist die Familie nur zehn Stunden „zur Überprüfung“ festgehalten und dabei „schikaniert“, aber „keineswegs gefoltert“ worden. Bereits am 21. April hatte sich das sächsische Innenministerium auf diese Erkenntnisse der deutschen Botschaft in Ankara berufen. Sie beruhten angeblich auf einem Gespräch der Botschaft mit Ramazan Cetin. Nicht nur das Interview mit Cetin erschüttert die Glaubwürdigkeit des Außenamts. Verwirrend auch die Darstellung der Kontaktaufnahme durch die Diplomaten selbst. Während zunächst von einem persönlichen Besuch bei den Cetins die Rede war, räumte das Auswärtige Amt gegenüber der Woche am 2. Mai schließlich ein, daß der deutsche Botschafter, Jürgen Oesterhelt, lediglich mit Ramazan Cetin telefoniert habe. Ebenfalls eigenartig: Ein Menschrechtsverein in Istanbul, der für die deutsche Botschaft recherchiert haben soll, hörte auf Nachfrage der Woche erstmals von dem Fall.

Obwohl das Auswärtige Amt weiter behauptet, daß nicht gefoltert worden sei, scheint es in Bonn doch noch Aufklärungsbedarf zu geben. „Wir werden dem weiter nachgehen. Jemand von der Botschaft fährt hin“, sagte eine Sprecherin der taz. Das sächsische Innenministerium glaubt weiter an die Aussagen aus Bonn. Sollte sich jedoch herausstellen, daß Cetin recht habe, müsse „das Verhältnis zur Türkei neu bestimmt werden“. kotte

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