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Die auch auf dem Rollerball

■ 7 Jahre Besetztes Haus im Buntentorsteinweg - heftig gefeiert

Der Konzertabend forderte sein erstes Opfer, noch ehe er anfing. Das Baßdrum-Fell von Die Auch hatte dem Soundcheck nicht standgehalten. Die Band nahm es gelassen und nutzte die Verzögerung, um erst gegen zehn und von allen unbemerkt die Bühne zu erklimmen. Da war der Konzertsaal des Besetzten Hauses immer noch halb leer, aber dann: Was Die Auch an diesem Freitag abend auf der Bühne entfachten, war schon denkwürdig. Die drei Freistil-Derwische kriegten mühelos die Vertracktheit ihrer Tonkonserven hin, ohne daß es je bierernst geworden wäre.

Wie wild wurden die Instrumente getauscht, und selbst über die schwer zugänglichen Instrumen-talstücke hinweg hielten die Spannungsbögen. Ganz klammheimlich erwies sich hie und da die die Achterbahnfahrt durch die Stile sogar als tanzbar. Das Publikum verpennte die Songenden und klatschte in dramatische Breaks hinein, aber keinen störte es. Einen vollen Saal hat schon mancher leergespielt, aber einen halb leeren vollzuspielen, das ist schon was, das verspricht Großes.

Nachdem von den HausbewohnerInnen zum wiederholten Mal darauf hingewiesen worden war, warum man heute hier sei und daß es doch besser wäre, wenn es gegen den Willen des Senats hier weiterhin Konzert, Kunst und Co. gäbe, entfachten Hyperactive, ein Stuttgarter Duo, eine andere Art von Energie, und es wurde klar, wozu die riesige Sperrholzrampe gut war, die einem bis dahin bloß den Blick versperrte: Die beiden düsten baß- und saxophonspielend auf Rollschuhen rauf und runter, was einmalig aussah, aber musikalisch kaum überzeugte. Nichts als konventionelles Rumgefunke. Erfreulich, daß den Rollerskatern schon nach einer Viertelstunde die Luft ausging.

Leider war auch das Publikum schon etwas ausgelaugt, als um Mitternacht Mastino kamen. Ihr Rezept: Energie frontal. Zwei Bässe, reichlich Schlagwerk, Drumcomputer und Sampler - damit wirkten die vier Hamburger bei weitem nicht so oberschlau wie auf den Platten, sie blieben aber trotz aller Wucht filigran, bedienten gar ihren widerspenstigen Sampler und bewiesen, daß Tanzbares nicht dumm und Kluges nicht kopflastig sein muß. Lars Reppesgaard

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