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Die Millionen warten auf den Bahamas

Bauunternehmer Jürgen Schneider hat 242 Millionen Mark in Nassau vor dem Zugriff der Staatsanwälte in Sicherheit gebracht / Angeblich Telefongespräch abgehört  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) – Das kommt in den besten Familien vor: Dr. Jürgen Schneider und Frau Claudia Schneider-Granzow haben bei ihrem überhasteten Auszug aus ihrem Schloß in Königstein doch glatt die paar Milliönchen vergessen. Den Notgroschen hatten sie zuvor auf ein Nummernkonto in der Schweiz geschaufelt. Eidgenössische Banker jedenfalls, so vermeldete gestern die in Zürich erscheinende Sonntagszeitung, seien auf exakt vier Millionen Mark gestoßen, die – so auch die zuständige Bezirksanwaltschaft in einer ersten Stellungnahme – dem flüchtigen deutschen Immobilienhändler Schneider „zugeordnet“ werden müßten.

Die Bezirksanwaltschaft in Zürich wurde aktiv, nachdem die Staatsanwaltschaft in Frankfurt/ Main provisorisch um Rechtshilfe ersucht hatte. Insgesamt 19 Banken wurden von der Züricher Bezirksanwaltschaft aufgefordert, eventuell vorhandene Guthaben von Schneider zu sperren. Bislang haben erst sieben Banken mitgeteilt, daß auf ihren Konten keine Gelder aus dem Imperium von Schneider deponiert worden seien.

Auch im Kanton Genf sind entsprechende Ermittlungen eingeleitet worden. Den Langzeiturlauber dürften sie kaum schrecken. Und auf die vier Millionen (oder auch ein paar mehr) kann das Ehepaar Schneider locker verzichten. Denn den Löwenanteil der Beute haben die Schneiders via London auf die Bahamas transferieren lassen – Wochen vor dem Konkurs der Firmengruppe. Wie der Wirtschaftsinformationsdienst Czerwensky intern gestern in Frankfurt/Main mitteilte, hätten Schneider und seine Frau schon Ende März/Anfang April insgesamt 242 Millionen Mark auf ein Konto einer Bank in London überwiesen – und das Geld von dort nach Nassau auf den Bahamas geschafft. Die Bahamas gelten als Steueroase. Czerwensky intern stützt sich bei seinen Angaben auf „Erkenntnisse“ der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Frankfurt/Main. Schneider und seine Frau jedenfalls haben sich das zum Commonwealth gehörende „Island in the Sun“ mit Bedacht ausgewählt: Aufgrund seiner Gesetze kann keine Staatsanwaltschaft der (restlichen) Welt an Gelder herankommen, die dort deponiert sind.

Offenbar haben die Schneiders auf der kleinen US-amerikanischen Insel Siesta Ky (Florida) gewartet, bis der Transfer ihrer 242 Millionen abgeschlossen war. Aus Kreisen der Staatsanwaltschaft Frankfurt verlautet, daß US-Fahnder ein Telefongespräch des Flüchtlings mit einem Unternehmer in Nassau abgehört haben wollen. Sie konnten jedoch nicht feststellen, von wo aus das Telefonat geführt worden war.

Wie Czerwensky intern weiter mitteilte, sei ein Steuerermittlungsverfahren gegen einen wichtigen Geschäftspartner, der mit seiner Firma in unmittelbarer Nachbarschaft in Königstein residiert, Anlaß für die Flucht von Schneider und seiner Frau gewesen. Gerüchte, wonach sich Schneider inzwischen in Paraguay aufhalten soll, wollte die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen. Auch das Bundeskriminalamt schweigt. Ob seine sogenannten Zielfahnder den Reiseweg von Schneider und seiner Frau kennen, ist offen. Eine Meldung des Magazins Focus, wonach Schneider auch in der Schweiz gewesen sein soll, wurde in Wiesbaden nicht bestätigt.

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