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Die Studierenden bekunden ihren „Unimut“

■ Kongreß über „Gesellschaft und Hochschule“ an der Technischen Universität / Vier Tage Vorträge, Diskussionen und Workshops sollen neue Konzepte bringen

Die Streiks der Studierenden im vergangenen Wintersemester überlebten zwar die Weihnachtsferien nicht, doch das soll es nicht gewesen sein. Während des Streiks hätten sich die studentischen Arbeitsgruppen nur mit den damals von Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) geplanten Eingriffen beschäftigt, meint TU- Student Cornelius Bechtler, einer der Organisatoren des Kongresses „Unimut '94“. Eigene Konzepte, so Bechtler, seien jedoch nicht erarbeitet worden.

Das soll mit dem Kongreß nun nachgeholt werden, der heute um 16 Uhr eröffnet wird. Studierende und ihre Vertretungen an FU, TU und Humboldt-Universität sowie der Technischen Fachhochschule (TFH) haben die aus den Streiks entstandene Idee umgesetzt. Auch die Mittelbauinitiative und die Reformgruppe der Hochschullehrer der TU waren an den Vorbereitungen beteiligt.

„Hörsäle, Seminarräume und Mensen“ sollen „wieder zu Orten der politischen Auseinandersetzung werden“, hoffen die Organisatoren. Heute abend wird TU- Professor Bodo Alvensleben „Systematische Überlegungen zu den Grundlagen einer zeitgerechten Universität“ vortragen. Der Donnerstag bleibt dann ganz den Workshops vorbehalten, abends gibt es eine Podiumsdiskussion mit Hochschulexperten aus dem Abgeordnetenhaus. Nach soviel Hochschulpolitik können sich die Kongreßteilnehmer dann an „Dr. Seltsams Frühschoppen“ delektieren, der ausnahmsweise abends stattfindet. Am Freitag gibt es ganztags Vorträge und Diskussionen, das Abschlußplenum am Samstag um 14 Uhr gilt den „Perspektiven für eine Bildungspolitik von unten“.

Von dem Kongreß, der unter dem Motto „Gesellschaft und Hochschule“ steht, erhoffen sich die Organisatoren, „neue Perspektiven für die Rolle der Bildung in der Gesellschaft zu entdecken“. Welche Perspektiven damit nicht gemeint sind, machten sie bereits im Vorfeld der Tagung klar. Sie wandten sich in einer Presseerklärung gegen den Beitrag des für Wissenschaft zuständigen Staatssekretärs im Schweizer Innenministerium, Heinrich Ursprung, auf der Hochschulrektoren-Konferenz in Halle am vergangenen Freitag. Dessen Vorstellungen von der Schaffung einer Elite als „Gegendruck gegen die Vermassung“ und dem Studium als selektiven Prozeß, die bei den Rektoren auf breite Zustimmung gestoßen seien, beruhten auf einem biologistischen Menschenbild und seien daher abzulehnen. Ralph Bollmann

Alle Veranstaltungen finden im Physikgebäude der TU, Hardenbergstraße 36 statt.

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