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Mini-Berlusconi wider Willen

■ Rotgrauer Koalitions-Großonkel: Herbert H. Bernhardt / Seit einem Jahr sponsert der Papier-Händler Wegners Statt Partei / Von Uli Exner

Die Entscheidung des 73jährigen Herrn war unumstößlich: „Wenn sie einen Partner haben, an den sie sich anlehnen können, dann brauchen sie mich nicht mehr“, befand Herbert H. Bernhardt Anfang vergangenen Jahres. Und nahm die gerade mit der GAL vereinigte Hamburger Sektion des Bündnis 90 aus seiner Spendenliste. Ein Federstrich, der nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Hamburger Politik haben sollte.

Ohne ihn, so steht zu vermuten, säße die Statt Partei heute nicht in der Bürgerschaft, hätte sich Henning Voscherau einen anderen Ausweg aus der grünen Falle suchen müssen, gäbe es in Hamburg keine rotgraue Koalition. So aber traf der ungestüme Jung-Politiker, der Mitte Mai vergangenen Jahres in Bernhardts Papier-Importbüros an der Alster stürmte, auf offene Türen und eine noch viel weiter geöffnete Brieftasche: Markus Wegner, ein Freund von Bernhardts Sohn, der gerade vor dem Verfassungsgericht Neuwahlen in Hamburg erzwungen hatte und nun einen Sponsor für sein Statt Partei-Projekt suchte.

„Ein ungemein engagierter Mann“, saß Bernhardt da gegenüber. Einer, von dem er sich nach der Bündnis-Flucht in den Schoß der Grünen endlich erhoffen konnte, daß er des Unternehmers langgehegten Polit-Traum von einer „bürgerlichen Alternative, die nicht an die eigenen Machtinteressen denkt“, erfüllen könnte.

Bernhardt zögerte nicht lange; zeichnete jene Schecks, mit denen Wegner seine aufwendige Wahlwerbe-Kampagne in den Zeitungen dieser Stadt bezahlen konnte; spendierte Büroräume in unmittelbarer Rathausnähe; und ermöglichte der Statt Partei so erst den Sprung in die Bürgerschaft.

Enttäuschung ein Jahr danach? Der zierliche Herr im grauen Maßanzug, die Lesebrille auf der äußersten Nasenspitze balancierend, verschwindet fast in seinem Schreibtischsessel, formuliert dann ganz vorsichtig: „Es gab eine Phase, in der's so war.“ Bernhardt hatte Markus Wegner im vergangenen Jahr vergeblich davon abgeraten, den Kooperationsvertrag zwischen Statt Partei und SPD zu unterzeichnen, die Sozis einfach weiterwurschteln zu lassen.

„Da war mehr rauszuholen, in der Situation, in der sich Voscherau damals befand!“ Aber achjee, so ein entschiedener Satz. Den würde Bernhardt am liebsten gleich wieder verschlucken. Man könnte ja auf die Idee kommen, da säße einer, der Einfluß habe auf die Statt Partei. Schlimmer noch: Der sich a la Berlusconi politische Macht erkauft habe.

Diese Interpretationsmöglichkeit seines Finanz-Engagements auch nur ansatzweise aufkommen zu lassen, hat Bernhardt im vergangenen Jahr peinlichst vermieden. Keine Interviews, spärliche Sätze am Telefon, keine öffentliche Kritik, als die Statt Partei sich entgegen seinen Vorstellungen bundesweit ausdehnt, sich allzu eilig auf den Weg zu immer größerer Macht begibt. Der reiche Großonkel der rotgrauen Koalition duckte sich im Hintergrund, ließ Wegner, Brandes und Co. gewähren und nimmt nun leise Abschied von seinen Hoffnungen: „Eine ideale Partei gibt es nicht, und wohl dem, der das frühzeitig erkennt.“

Für ein Jahr, das hat Bernhardt der Statt Partei zugesichert, wird er deren Bürokosten noch bezahlen. Dazu steht er, zumindest „solange die Partei sich nicht in Richtung Republikaner entwickelt“. Darüber hinaus? Schulterzucken. Nur soviel: „Für einen Bundestagswahlkampf zahle ich keinen Pfennig.“ Auch diese Entscheidung dürfte unumstößlich sein.

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