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Nordkorea spielt Katz und Atom-Maus

■ IAEO-Inspektion zuvorgekommen

Wien/Seoul (dpa) – Nordkorea hat gestern offiziell bestätigt, daß die Siegel der UNO-Inspektoren am Atomzentrum Yongbyon aufgebrochen und erste Maßnahmen zum Austausch der Brennelemente in dem Reaktor getroffen wurden. In einer entsprechenden Meldung der Korean Central News Agency (KCNA) wurden dafür „Gründe technischer Sicherheit“ angegeben, die einen weiteren Aufschub nicht erlaubt hätten. Die Operation finde unter der Beobachtung der Kameras statt, die die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO zur Überwachung des Reaktors installiert hat, hieß es. In den abgebrannten Brennelementen ist das zur Herstellung von Atombomben notwendige Plutonium enthalten.

Die IAEO-Inspektoren wurden für Dienstag in Yongbyon erwartet. Sollten sie feststellen, daß tatsächlich die von der Atombehörde angebrachten Siegel aufgebrochen und Brennstäbe entnommen wurden, sollen die IAEO-Inspektoren umgehend nach Wien zurückbeordert werden. „Es wäre dies eine gravierende Verletzung aller Vereinbarungen. In diesem Fall würde so gut wie sicher der UNO-Sicherheitsrat eingeschaltet“, erklärte am Samstag IAEO-Pressechef David Kyd. Nordkorea und die IAEO waren übereingekommen, daß die Atombehörde in der kommenden Woche jene Kontrollmaßnahmen nachholt, die ihr bei der letzten Inspektion im vergangenen März verweigert worden waren. Im besonderen geht es dabei um das radiochemische Laboratorium von Yongbyon, das die IAEO-Experten nicht hatten betreten dürfen. Über die Inspektion der Auswechslung der Brennstäbe im Fünf-Megawatt-Reaktor war jedoch keine Einigung erzielt worden. Für die anvisierten Expertengespräche über diese Frage wurde bisher weder ein Termin noch ein Tagungsort fixiert.

In Südkorea wurden die jüngsten Berichte mit Zurückhaltung aufgenommen. „Ich kann nicht anders, als tiefes Bedauern über die Nachrichten ausdrücken“, meinte der Sprecher des Außenministeriums in Seoul, Chang Ki Ho.

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