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Somalis sterben zwischen jemenitischen Fronten

■ Mindestens 175 Flüchtlinge im Bürgerkrieg getötet / Truppen des Nordens erzielen angeblich Geländegewinne / Vermittlung der Arabischen Liga gescheitert

Markoula/Sanaa/Genf (AFP/ dpa) – Der Bürgerkrieg im Jemen weitet sich aus. Auch der jüngste Vermittlungsversuch der Arabischen Liga ist am Wochenende gescheitert. Zahlreiche Menschen im Südjemen sind vor den Kämpfen nach Aden geflohen. Neben vielen JemenitInnen sind während der Kämpfe auch mindestens 175 somalische Flüchtlinge getötet worden, wie erst jetzt bekannt wurde. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) teilte gestern mit, die Somalis im Lager Al- Kud bei Aden seien letzte Woche offenbar während einer Panzerschlacht zwischen die Fronten geraten. Nach UNHCR-Informationen befinden sich von den fast 12.000 Somalis jetzt nur noch rund 1.500 in dem Lager, die anderen Überlebenden seien nach Aden oder in die umliegenden Berge geflohen. Die Somalis waren vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land in den Jemen geflüchtet.

Südjemenitische Truppen bereiteten sich am Wochenende nach einer Niederlage bei Al-Daleh an der früheren Grenze zwischen Nord- und Südjemen, etwa 50 Kilometer nördlich von Aden, auf eine Abwehrschlacht um den Luftwaffenstützpunkt Al-Anad vor. Dies berichtete ein AFP-Korrespondent aus Markoula, einem Ort zwischen Al-Anad und Al-Daleh. Kämpfe gab es am Wochenende unter anderem in Charas, südwestlich von Aden, sowie in Sandschibar, östlich der südjemenitischen Hauptstadt. Nach einem Rundfunkbericht aus Sanaa vom Samstag eroberten nordjemenitische Truppen die Stadt Musaymir, nordwestlich von Aden. Der Süden habe schwere Verluste erlitten. Gestern meldete der Rundfunk die „Ausschaltung“ von südjemenitischen Truppen und Befestigungen und beschuldigte den Süden, Raketen und Artillerie gegen Städte und ihre Bürger einzusetzen.

Nachdem die nordjemenitische Führung das südjemenitische Friedensangebot vom Freitag noch in der darauffolgenden Nacht abgewiesen hatte, appellierte die südjemenitische Sozialistische Partei an die internationale Gemeinschaft, alles zu unternehmen, um den Bürgerkrieg zu beenden. Das Friedensangebot hatte einen Acht- Punkte-Plan enthalten, nach dem sich die gegnerischen Truppen auf Positionen von vor Ausbruch der Kämpfe zurückziehen sollten. Es wurde eine sofortige Feuereinstellung und die Bildung einer „Regierung der Nationalen Rettung“ angeboten. Andere Punkte des Plans hatten die Freilassung von politischen und militärischen Gefangenen zum Inhalt sowie die Rückgabe gestohlenen Eigentums oder Entschädigungen. Der Norden setzt jedoch auf eine militärische Entscheidung.

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