: Palast der Republik: Leerstand auf ewig?
■ Berlins Mitte: Bauministerin Schwaetzer will den Neubau des Außenamts
Berlin (taz) – Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) scheint wild entschlossen, am Neubau für das Auswärtige Amt in Berlins historischer Mitte festzuhalten. „Die zukünftige Gestaltung der Hauptstadt darf nicht an der Geldknappheit von 1994 entschieden werden“, sagte Schwaetzer gestern bei der Präsentation des siegreichen Entwurfs im „Städtebaulichen Wettbewerb Spreeinsel“. Die Planung für das Außenamt müsse so schnell wie möglich realisiert werden. Die Forderung Schwaetzers steht im Gegensatz zu den Beschlüssen des Haushaltsausschusses des Bundestages. Dieser hatte empfohlen, beim Umzug bis auf das Kanzleramt ganz auf Neubauten zu verzichten.
Nach den Vorstellungen des Berliner Architekten Bernd Niebuhr, der den international ausgelobten Bauwettbewerb für das Areal am Palast der Republik für sich entscheiden konnte, soll das Außenministerium anstelle des einstigen Staatsratsgebäudes entstehen. Niebuhrs Kahlschlag- Pläne sehen außerdem den Abriß des Außenministeriums der DDR und die Schleifung des sogenannten „Palazzo Prozzo“ vor.
Noch einen Schritt weiter als die Bauministerin geht Berlins Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU). Die Spreeinsel könne in drei Phasen umgestaltet werden, sagte er. Hassemer hält erste Neubauten auf dem Gelände des früheren DDR-Außenamtes bereits 1996 für möglich. Auch die zusätzlichen Baumaßnahmen für das Innenministerium könnten nach seiner Ansicht noch vor dem Umzug zwischen 1998 und 2000 erfolgen. Woher das Geld kommen soll, ließ Hassemer offen.
Ebenso ungewiß wie die Finanzierung neuer Ministerien bleibt die Zukunft des Palastes der Republik: Hassemer will das asbestverseuchte Gebäude bis zum Jahr 2000 leerstehen lassen und plädiert für den mittelfristigen Abriß sowie die spätere Umsetzung des Niebuhr-Klotzes – ein „Stadthaus“ in der Größe des 1952 gesprengten Barockschlosses. Schwaetzer dagegen setzt sich für den einstweiligen Erhalt des Palastes ein. Sie selbst und große Teile des Parlaments seien für eine Weiterführung der Diskussion über die Zukunft des Standortes. Für den Marx-Engels-Platz liege „noch kein überzeugendes Nutzungskonzept vor“, sagte sie. So lange darüber keine Klarheit bestehe, „dürfen durch einen Abriß keine Fakten geschaffen werden, die nicht mehr zu revidieren sind“. Außerdem prüfe die Bundesbaudirektion derzeit einfachere Methoden der Asbestsanierung. Rolf Lautenschläger
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