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Erfolgreiches Theater beerdigt

■ Jugendtheater für Hamburg auf Kampnagel (JAK) wird es ab Sommer 1994 nicht mehr geben

„Unsere Kunstform wird mißachtet“, kommentierte gestern Jürgen Zielinski, Leiter des Jugendtheaters für Hamburg auf Kampnagel (JAK), das beschlossene Aus für sein Theater zum Ende der laufenden Spielzeit. Bei einem Gespräch am Montag hatten Kampnagel-Geschäftsführer Jack Kurfess und der künftige Kampnagel-Chef Res Bosshart Zielinski mitgeteilt, daß es eine Fortsetzung des Jugendtheater als Projekt auf Kampnagel nicht geben wird. Die Kulturbehörde habe keinerlei Signal gegeben, daß das Theater in zwei Jahren ein eigenes Haus bekomme, und überhaupt sei das Jugendtheater nur für eine Anlaufphase auf Kampnagel installiert worden, befindet Kurfess.

Der Kultursenatorin Christina Weiss - „Ich bedauere, bedauere ...“ – ist dieser Verlust nicht peinlich, sondern nur die Tatsache, daß eine Einigung der Beteiligten und eine Installation des JAK auf Kampnagel nicht möglich gewesen sei, denn sie habe das Gelände immer für den „besten Ort für das Jugendtheater“ gehalten. Eine Bemerkung, die darauf schließen läßt, daß die Senatorin selbst eine Etablierung des Theaters als selbständige Einrichtung möglicherweise nie so richtig ernst gemeint hatte. Zielinski forderte gestern von der Senatorin eine Stellungnahme, denn „wenn man Leute fallen läßt, muß man auch offen dazu stehen“. Doch im allgemeinen Verschieben des Schwarzen Peters will nun weder die Behörde noch die Kamnagel-GmbH die Verantwortung dafür übernehmen, daß sich die Medienstadt Hamburg nicht mal mehr ein Jugendtheater leistet. Unklar ist nun, was mit den JAK-Beschäftigten geschieht, die noch Verträge bis zum Ende 1994 haben. Abgemacht scheint dagegen, was mit den 1,5 Millionen Mark geschieht, die für 1995 für Jugendtheater geplant waren. Die Senatorin - „Ich bin sicher, daß ich die Summe ohne Zielinski nicht retten kann“ - möchte den Betrag dritteln: 500.000 Mark werden eingespart; Kampnagel bekommt 500.000 Mark, die daran gebunden sind, Gastspiele oder Produktionen freier Gruppen für Jugendliche zu finanzieren; das letzte Drittel soll den Stadtteilkulturzentren für Theater für Jugendliche zukommen. Mit einem offenen Brief hat sich der Vorsitzende der Internationalen Kinder- und Jugendtheatervereinigung ASSITEJ, Jürgen Flügge, an Bürgermeister Voscherau gewandt: „Verhindern Sie, daß Hamburg wieder zu einem weißen Fleck auf der Landkarte des professionellen Jugendtheaters wird.“ Die Senatorin, auf die es derzeit offene Briefe kübelt, antwortet auf sowas inzwischen stereotyp: „Offene Briefe ändern nichts.“ Die Zeiten, als sie „Kultur ist unser soziales Gewissen“ hielt, scheinen vorbei. Julia Kossmann

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