: Bayern bleibt hart
■ Bundesweiter Abschiebestopp für Kurden hat weiter kaum Chancen
Bonn (AFP) – Im Streit um einen Abschiebestopp für Kurden aus der Türkei zeichnet sich keine Chance für eine bundesweite Regelung ab. Ein genereller Abschiebestopp sei „nicht zulässig“, betonte der bayerische Innenminister Günter Beckstein (CSU) gestern in Bonn, wo die Ministerpräsidenten der Länder am Abend über einen entsprechenden Schritt beraten wollten. Bayern gehe nach wie vor davon aus, daß für Kurden in der Türkei eine „innerstaatliche Fluchtmöglichkeit“ bestehe. Laut Gesetz sei somit ein Abschiebestopp für alle Kurden unangemessen. Ebenso äußerte sich Bundesinnenminister Manfred Kanther. Die SPD-regierten Länder Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Saarland hatten die Abschiebungen in den vergangenen Tagen einseitig ausgesetzt. Hessen verfügte am Mittwoch einen vorübergehenden Abschiebestopp bis nach einer Entscheidung der Länderchefs. Auch Bremen und NRW machen ihr Vorgehen davon abhängig. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) begrüßte den Schritt der SPD-Länder. Dies sei „dringend geboten“, sagte ai- Asylreferent Wolfgang Grenz im Saarländischen Rundfunk. Die Menschenrechtslage für Kurden in der Türkei habe sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert, mehrere hundert Menschen seien seit dem Jahreswechsel aus politischen Gründen verschleppt oder getötet worden. Die „innerstaatliche Fluchtalternative“ für Kurden bestehe nicht.
Die Länder dürfen einen einseitigen Abschiebestopp nur sechs Monate lang aufrechterhalten. Danach muß eine bundeseinheitliche Lösung gefunden werden. In Ausnahmefällen kann ein Stopp verlängert werden, wenn sich die Sicherheitslage im betroffenen Land deutlich verschlechtert hat. Darauf beruft sich nun ein Teil der SPD- Länder. Bayern und der Bund lehnen diese Sichtweise ab.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen