: Women–s Studies an die Uni?
■ Die Frauenforschung soll voran gehen, aber nicht alle diskutieren mit
Eine Zentrale Komission für Frauenfragen (ZKFF), eine Wissenschaftliche Einheit(WE) für Frauenfragen, eine Hochschulentwicklungsplanung (HEP) – all das gibt es längst an der Bremer Universität, und alle haben zum Ziel, Frauenforschung und Frauen in der Wissenschaft zu fördern. Doch trotz jahrelanger Diskussion ist es bisher nicht gelungen, weibliche Inhalte und feministische Forschung in den Fachbereichen und Studienordnungen zu verankern. Frauenforschung ist nach wie vor ein wissenschaftliches Mauerblümchen, das auf den akademischen Mittelbau abgewälzt wird.
Dieser mißlichen Lage Abhilfe zu verschaffen, das hat sich nun die Universitätsleitung vorgenommen und will versuchen, 'Women's Studies' in Bremen zu etablieren. Doch wie könnte und sollte eine solches Studienprogramm aussehen? Anregungen für eine Bremer Diskussion gab am Mittwoch die amerikanische Professorin Anne Firor Scott, die auf Einladung der Zentralen Komission für Frauenfragen über 'Women's Studies' und Frauenuniversitäten in den USA sprach.
Jenseits des Atlantischen Ozeans haben sich Frauenstudien bereits zu einem wissenschaftlich respektierten Studienzweig gemausert. Auch die männlichen Kollegen können es sich dort inzwischen nicht mehr erlauben, die Ergebnisse der Frauenforschung zu ignorieren, wenn sie als Wissenschaftler ernst genommen werden wollen. In den USA, berichtet die Professorin, existieren zwei Modelle für 'Women's Studies': Zum einen gibt es Frauenstudien als separaten Fachbereich, und zum anderen 'Women's Studies' als Studienprogramm, das mittels Frauenforschungsprofessuren in den einzelnen Disziplinen integriert ist. In beiden Fällen können Studentinnen Prüfungen in 'Women's Studies' ablegen und Magistra für Frauenstudien werden, was weder in Bremen, noch sonst irgendwo in der Bundesrepublik möglich ist.
In Bremen sind Frauenforschungsprofessuren bisher nur im Gespräch. Einen fachübergreifenden organisatorischen Zusammenschluß von Wissenschaftlerinnen mit eigenen Forschungsmitteln gibt aber schon: die Wissenschaftliche Einheit (WE) für Frauenforschung, die im Prinzip auch eine Koordinationsstelle für 'Women's Studies' werden könnte. Doch die Mitglieder dieser Gruppe tauchten bei der Veranstaltung zu 'Women's Studies' erst gar nicht auf; sie hatten zum gleichen Termin eine eigene Sitzung anberaumt. Die Leiterin der Zentralen Komission für Frauenfragen, Sabine Görges-Dey, gab außerdem zu verstehen, daß nicht alle Wissenschaftlerinnen, die Frauenforschung betreiben, Mitglied dieser Wissenschaftlichen Einheit sind und diese Gruppe nicht gerade ein „Kristallisationspunkt“ sei.
Dabei wäre eine Zusammenarbeit dringend nötig. „Seit Jahren soll es eine Professur für 'Frauen und Bildung' geben. Aber eine Berufung hat immer noch nicht stattgefunden“, berichtet zum Beispiel die Erziehungswissenschaftlerin Marianne Friese, „Frauenforschung und –lehre sind überhaupt nicht abgesichert“.
Auch Friese ist für die Etablierung eines Studiengangs 'Women's Studies' an der Uni Bremen, aber „das darf nicht mit der Streichung von Frauenprofessuren einhergehen“.Mit 10 Prozent weiblicher Professoren liegt Bremen zwar über dem Bundesdurchschnitt – der weniger als 3 Prozent beträgt –, doch die Frauenforschung selbst wird vorwiegend über Lehraufträge abgesichert. Den Anteil von Professorinnen zu erhöhen hat sich der Förderverein Virginia Woolf-Frauenuniversität vorgenommen, der in Bremen durch die unabhängige Bundestagskandidatin Erika Riemer-Noltenius vertreten wird. Diese Frauenuni soll allerdings irgendwo in Europa angesiedelt werden. 'Women's Studies' als Bestandteil des regulären Studienangebots in Bremen scheint da realitätsnäher als ein solches Großprojekt. sim
Eine Zentrale Komission für Frauenfragen (ZKFF), eine Wissenschaftliche Einheit(WE) für Frauenfragen, eine Hochschulentwicklungsplanung (HEP) – all das gibt es längst an der Bremer Universität, und alle haben zum Ziel, Frauenforschung und Frauen in der Wissenschaft zu fördern. Doch trotz jahrelanger Diskussion ist es bisher nicht gelungen, weibliche Inhalte und feministische Forschung in den Fachbereichen und Studienordnungen zu verankern. Frauenforschung ist nach wie vor ein wissenschaftliches Mauerblümchen, das auf den akademischen Mittelbau abgewälzt wird.
Dieser mißlichen Lage Abhilfe zu verschaffen, das hat sich nun die Universitätsleitung vorgenommen und will versuchen, 'Women's Studies' in Bremen zu etablieren. Doch wie könnte und sollte eine solches Studienprogramm aussehen? Anregungen für eine Bremer Diskussion gab am Mittwoch die amerikanische Professorin Anne Firor Scott, die auf Einladung der Zentralen Komission für Frauenfragen über 'Women's Studies' und Frauenuniversitäten in den USA sprach.
Jenseits des Atlantischen Ozeans haben sich Frauenstudien bereits zu einem wissenschaftlich respektierten Studienzweig gemausert. Auch die männlichen Kollegen können es sich dort inzwischen nicht mehr erlauben, die Ergebnisse der Frauenforschung zu ignorieren, wenn sie als Wissenschaftler ernst genommen werden wollen. In den USA, berichtet die Professorin, existieren zwei Modelle für 'Women's Studies': Zum einen gibt es Frauenstudien als separaten Fachbereich, und zum anderen 'Women's Studies' als Studienprogramm, das mittels Frauenforschungsprofessuren in den einzelnen Disziplinen integriert ist. In beiden Fällen können Studentinnen Prüfungen in 'Women's Studies' ablegen und Magistra für Frauenstudien werden, was weder in Bremen, noch sonst irgendwo in der Bundesrepublik möglich ist.
In Bremen sind Frauenforschungsprofessuren bisher nur im Gespräch. Einen fachübergreifenden organisatorischen Zusammenschluß von Wissenschaftlerinnen mit eigenen Forschungsmitteln gibt aber schon: die Wissenschaftliche Einheit (WE) für Frauenforschung, die im Prinzip auch eine Koordinationsstelle für 'Women's Studies' werden könnte. Doch die Mitglieder dieser Gruppe tauchten bei der Veranstaltung zu 'Women's Studies' erst gar nicht auf; sie hatten zum gleichen Termin eine eigene Sitzung anberaumt. Die Leiterin der Zentralen Komission für Frauenfragen, Sabine Görges-Dey, gab außerdem zu verstehen, daß nicht alle Wissenschaftlerinnen, die Frauenforschung betreiben, Mitglied dieser Wissenschaftlichen Einheit sind und diese Gruppe nicht gerade ein „Kristallisationspunkt“ sei.
Dabei wäre eine Zusammenarbeit dringend nötig. „Seit Jahren soll es eine Professur für 'Frauen und Bildung' geben. Aber eine Berufung hat immer noch nicht stattgefunden“, berichtet zum Beispiel die Erziehungswissenschaftlerin Marianne Friese, „Frauenforschung und –lehre sind überhaupt nicht abgesichert“.
Auch Friese ist für die Etablierung eines Studiengangs 'Women's Studies' an der Uni Bremen, aber „das darf nicht mit der Streichung von Frauenprofessuren einhergehen“.
Mit 10 Prozent weiblicher Professoren liegt Bremen zwar über dem Bundesdurchschnitt – der weniger als 3 Prozent beträgt –, doch die Frauenforschung selbst wird vorwiegend über Lehraufträge abgesichert. Den Anteil von Professorinnen zu erhöhen hat sich der Förderverein Virginia Woolf-Frauenuniversität vorgenommen, der in Bremen durch die unabhängige Bundestagskandidatin Erika Riemer-Noltenius vertreten wird. Diese Frauenuni soll allerdings irgendwo in Europa angesiedelt werden. Ob sich die Zahl der Professorinnen an allen Universitäten allerdings erhöht, nur weil es eine Frauenuniversität gibt, bleibt fraglich. 'Women's Studies' als integrierter Bestandteil des regulären Studienangebots in Bremen ist in jedem Fall realitätsnäher als ein Großprojekt im europäischen Rahmen. sim
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