Die Odyssee der Holzbuchstaben

■ Warum das geplante Zentrum für Buchkultur in Lesum nun doch noch gescheitert ist

Ein Bremer Zentrum für Buchkultur schwebte ihm vor, dem Oldenburger Drucker Peter Vöge, mit einer Druckwerkstatt, mit Buchbindewerkstätten, mit Ateliers, einer Galerie und einem Café. Gerne wäre er damit in den aufgelassenen Jugendknast in Lesum gezogen. Gute Idee, fanden Bremens zuständige Behörden und haben jetzt das Projekt platzen lassen, weil sie es fast ein Jahr lang nicht fertig brachten, Peter Vöge eine definitive Zusage zu geben.

Dieser jedoch war terminlich gebunden, wollte er doch eine stillgelegte Holzbuchstabenmanufaktur in der englischen Grafschaft York kaufen und nach Lesum bringen. Bis vor ein paar Tagen noch stand sie zur Disposition – jetzt ist die Frist abgelaufen, und Vöge sieht keinen Anlaß mehr, mit seiner Oldenburger Werkstatt hierher zu ziehen. Am Mittwoch hat er enttäuscht und verärgert seinen Projektantrag zurückgezogen. Zum Bedauern des Bremer Wirschaftssenators.

Dort nämlich war man sich einig gewesen, daß Peter Vöges Idee viele Vorteile für Lesum mit sich gebracht hätte. Der an Tourismusattraktionen relativ arme Stadtteil hätte die zu erwartenden BesucherInnen dringend nötig gehabt. Und außerdem wäre endlich für das seit sechs Jahren leerstehende und vor sich hin gammelnde alte Knastgebäude eine sinnvolle Nutzung gefunden worden. „Ein solches Museum wäre wirtschaftlich äußerst interessant für uns gewesen“, bestätigt auch Klaus-Wilhelm Timm, beim Wirtschaftssenator zuständig für die regionale Wirtschaftsförderung im Nachhinein. Selbst EG-Mittel hätte es wohl dafür gegeben.

Peter Vöge gegenüber aber war man nur zu pauschalen Absichtserklärungen bereit gewesen. Dieser hätte selbst 350.000 Mark investiert, wollte von der Stadt einen Pachtvertrag und die entsprechende Instandsetzung des Gebäudes gewährleistet haben. Ein von Vöge in Auftrag gegebener Kostenvoranschlag aber wurde nicht akzeptiert, die Baubehörde sollte das selbst in die Hand nehmen und dann am besten „multifunktional“ sanieren, damit das Haus „im Notfall“ auch anders genutzt werden könnte.

Auf solch eine wacklige Zusage wollte sich Vöge nicht einlassen; womöglich würde er die Letternfabrik jetzt (für 77.000 Mark) kaufen und dann nirgends unterbringen können.

Sein letzter Versuch, die Behörde über eine Vorfinanzierung zu mehr als einer losen Absichtserklärung zu bewegen, schlug jedoch ebenso fehl. Klaus-Wilhelm Timm: „Wir können doch nicht kaufen, ohne zu wissen, wieviel uns das hinterher noch kosten wird. Schade drum, aber es war noch nicht entscheidungsreif“, meint er. sip