: Durchbruch für Ruandas RPF-Guerilla
■ Flughafen von Kigali eingenommen / Jetzt erstmal Feuerpause
Nairobi/Kigali (AP/AFP/wps) – Die Guerillabewegung „Patriotische Front Ruandas“ (RPF) hat am Wochenende wichtige militärische Erfolge in ihrem Kampf gegen die regierungstreuen Milizen erzielt. Nach viertägigen Kämpfen nahmen die Rebellen den internationalen Flughafen der Hauptstadt Kigali sowie die Kanombe-Kaserne ein, die die wichtigste Regierungsstellung in Kigali darstellte. Die RPF-Kämpfer seien am Sonntag im Morgengrauen auf den Flughafen eingerückt, sagte UNO- Sprecher Abdul Kabia. Auf dem Gelände sei niemand getötet worden. Die Regierungssoldaten seien vorher geflohen. Rund 200 ghanaische Blauhelm-Soldaten seien noch auf dem Flughafen stationiert gewesen. Ein anderer UNO-Beamter sagte: „Die Rebellen sind von allen Seiten auf den Flughafen gestürmt, und die Soldaten sind einfach verschwunden.“ Etwa 1.600 Menschen in Zivilkleidung – darunter etwa 300 Bewaffnete – seien danach aus der Kanombe- Kaserne gekommen und hätten die Ghanaer um Schutz gebeten.
Nachdem die RPF nun Kigali weitgehend beherrscht, hat sie einer zweitägigen Feuerpause zugestimmt. RPF-Generalsekretär Theogene Rudasingwa erklärte aber, daß die Waffenruhe nur für die Zeit gelte, in der sich der UNO- Sonderbeauftragte Iqbal Riza in dem ostafrikanischen Land aufhält. Nach Einschätzung der UNO rüsten sich sowohl die Rebellen als auch die Regierungstruppen für eine neue Offensive. Die Regierungstruppen seien jedoch vollständig demoralisiert. Die Kanombe-Kaserne war Stützpunkt der ruandischen Präsidialgarde und wichtigster Teil der Regierungsstellungen in Kigali.
Kabia sagte, die RPF habe grundsätzlich zugestimmt, daß UNO-Flugzeuge mit Hilfsgütern an Bord auf dem Flughafen von Kigali landen könnten. Der Entsendung von 500 zusätzlichen Blauhelmen aus Ghana stünde nun nichts mehr im Wege. Allerdings gebe es noch Probleme, da die RPF die von der UNO beschlossene 5.500-köpfige Blauhelmtruppe für zu groß halte. Letzte Woche hatte die Guerilla erklärt, die Entsendung einer Eingreiftruppe zur Beendigung der Kämpfe sei, „als ob man im April 1945 in Berlin eingegriffen hätte, um die Alliierten daran zu hindern, Hitler zu besiegen.“
Der UNO-Beauftragte Riza traf gestern in Mulindi an der Grenze zu Uganda ein, wo er mit Vertretern der RPF sprechen wollte. Später war ein Treffen mit der militärischen Führung der Regierungstruppen in Kigali geplant. Für heute steht eine Unterredung mit Repräsentanten der Regierung auf dem Programm, die sich nach Gitarama zurückgezogen hat. Die Regierung des Nachbarlandes Uganda erklärte unterdessen drei Uferbezirke des Viktoriasees zu Katastrophengebieten und bat um internationale Hilfe bei der Beseitigung von zehntausenden Leichen, die vom Fluß Kagera aus Ruanda in den See geschwemmt worden seien.
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