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■ Zum ersten Spatenstich des Bundeskanzlers in LeunaDas Bermudadreieck bei Bielefeld

Kanzler Helmut Kohl will unbedingt mit dem Spaten in der Hand ins Bildarchiv der deutschen Geschichte eingehen. Gestern schaufelte er in Leuna das erste Loch für die Baugrube der vier Milliarden Mark teuren Raffinerie. Lange hat das immer kleiner werdende Häuflein ostdeutscher Chemiearbeiter darauf gewartet, daß endlich mit der Errichtung des Herzstücks des Chemiedreiecks begonnen würde. Immerhin hatte Kohl höchstselbst vor drei Jahren eine Bestandsgarantie für den Standort abgegeben.

Zur Zeit kostet die alte Raffinerie, die bis zur Fertigstellung der neuen Anlage den Markt aufrechterhalten soll, die Steuerzahler jährlich eine Milliarde Mark. Einiges spricht dafür, daß auch künftig das Mysterium der Verwandlung von Rohöl in Mineralprodukte sich nur dank öffentlicher Zuschüsse ereignen wird. Die Treuhand konnte den französischen Ölkonzern Elf Aquitaine vor zwei Jahren nur dadurch für den Bau einer allgemein als unrentabel eingeschätzten Raffinerie bewegen, indem sie einige hundert lukrative Minol-Tankstellen als Dreingabe anbot. Thyssen stieg lediglich unter der Bedingung als 33-Prozent- Partner ein, daß Elf seinen Anteil nach Fertigstellung des Baus übernehmen würde.

Während Elf inzwischen gut an den Tankstellen verdient, verzögerte sich der Baubeginn der Raffinerie immer weiter. Die Treuhand wiegelte in der Öffentlichkeit ab, bis der französische Konzern im letzten Winter Nachverhandlungen forderte. Deren Ergebnis: Die Raffinerie wird nicht nur um einige Millionen Tonnen Kapazität kleiner ausfallen als ursprünglich geplant. Auch die Zwangsübernahme des Thyssen-Anteils konnte Elf verhindern. Ende 1996 steht der Noch-Treuhand-Betrieb Buna in der Pflicht, sich zu einem Drittel am Betrieb der Anlage zu beteiligen.

Weil kaum jemand mehr an die von der Breuel-Behörde immer wieder verkündete kurz bevorstehende Privatisierung von Buna glaubt, werden die zu erwartenden Verluste der Raffinerie aus öffentlichen Mitteln finanziert werden müssen. Ob sie durch die parallele Übernahme eines Drittels der zunehmend unter Konkurrenz stehenden Minol-Tankstellen ausgeglichen werden können, ist unsicher.

Nicht ökonomisches Kalkül dürfte den ehemaligen Staatsbetrieb Elf dazu veranlaßt haben, der Treuhand die Stange zu halten, sondern die Androhung von Schadensersatzforderungen in dreistelliger Millionenhöhe. Beim Stahlwerk Eko hingegen hatte die Breuel-Behörde noch kein derartiges Faustpfand gegen den italienischen Konzern Riva in der Hand – mit dem bekannten Resultat des „Absprungs“. Einziger Trost für die Stahlkocher in Eisenhüttenstadt: Auch hier steht Kohl im Wort. Annette Jensen

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