: Bosnien-Pessimismus
■ Gespräche über Aufteilung / UNO hält nichts von bosnischer Offensive
Paris/Sarajevo (AFP) – Im französischen Talloires ist gestern die internationale „Kontaktgruppe“ aus Vertretern der USA, Rußlands und drei EU-Staaten mit Vertretern der bosnischen Kriegsparteien zusammengekommen, um Möglichkeiten zur Umsetzung des Friedensplans auszuloten, den die USA, Rußland und die EU am 13. Mai vorgelegt hatten.
In Nordbosnien setzten die bosnischen Regierungstruppen ihre Angriffe auf serbische Stellungen fort. Unprofor-Sprecher Rob Annink sagte in Sarajevo, die bosnischen Truppen erzielten seit Dienstag offenbar Geländegewinne im Süden der Stadt Tesanj. Gefechte seien auch aus den Regionen von Bugojno und Turbe in Zentralbosnien sowie Kladanj und Dastansko nordöstlich von Sarajevo gemeldet worden. Nach Einschätzung eines UNO-Kommandanten haben die Bosnier allerdings wenig Aussichten auf einen größeren militärischen Erfolg gegen die Serben. Selbst eine Aufhebung des Waffenembargos würde den Regierungstruppen Bosniens keine sofortigen militärischen Vorteile bringen, meinte gestern der Bosnien-Kommandeur der UNO, General Michael Rose, nach Angaben des kroatischen Rundfunks. „In diesem Fall würde es sogar Jahre dauern, um überhaupt ein strategisches Gleichgewicht herzustellen“, erklärte Rose in Travnik während des Besuchs einer Nato- Delegation. Die gegenwärtigen Kämpfe stufte der britische General als „kleinere Zusammenstöße“ ein, die von den Medien der verfeindeten Seiten aufgebauscht würden. „Es gibt zwar viel Lärm, aber wenige Ergebnisse.“ Aus diesem Grund sei eine Fortsetzung des Krieges in Bosnien „einfach sinnlos“.
Frankreichs Staatspräsident Mitterrand warnte unterdessen vor einer Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien. Wahrscheinliche Folge einer solchen Entscheidung wäre die „Internationalisierung des Konfliktes“.
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