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Verpestetes Klima

■ Ägyptens staatliche Zensur fördert einen intellektuellen Terrorismus

Als jemand, der seit über vierzig Jahren leidenschaftlich liest, habe ich bisher noch jedes von den Behörden verbotene Buch schließlich doch bekommen: der beste Weg, einem Buch Leser zu verschaffen, ist sein Verbot. Überhaupt ist es verrückt, daß wir in einem Zeitalter, dessen entscheidende Erfindung die Informations- und Kommunikationstechnik ist, noch über Formen der Zensur sprechen müssen, die das Denken in der Vergangenheit festhalten sollen.

Trotz Al-Azhars zunehmender Bücherverbote glaube ich deshalb, daß die größte Gefahr nicht einmal vom Staat und seinen verschiedenen Institutionen ausgeht. Die größte Gefahr droht von einer Zensur, die Teil eines alles beherrschenden Klimas der Heuchelei ist und die von den vielen und extrem gefährlichen Extremistengruppen Ägyptens zu verantworten ist. Diese Gruppierungen haben nicht nur Zugang zu Verlagen und Moscheen, sondern benutzen auch die staatliche Presse und das Fernsehen, um ihre Intoleranz zu verbreiten.

Die ist so sehr Bestandteil der Luft geworden, die wir atmen, daß inzwischen sogar Verlagsangestellte Bücher verhindern können, die ihnen nicht passen. Das ist schon häufig vorgekommen, und Autoren beobachten diese Entwicklung mit Sorge. Sie zeigt eine Internalisierung extremistischen Denkens an, die zu intellektuellem Terrorismus führt. Mit staatlichen Restriktionen ist es sehr viel einfacher umzugehen als mit diesem allgemeinen Klima der Heuchelei. Die offizielle Zensur trägt zu diesem langsamen Abrutschen in den Abgrund eines intellektuellen Terrorismus nur noch das ihre bei.

Ich habe noch nie eine so gefährliche Zeit für Schreibende erlebt. Und keine, in der wir so gespalten sind und so destruktiv mit unserer eigenen Kreativität und der von anderen umgehen. Diesmal sind nicht nur unsere Bücher in Gefahr. Es geht um unser Leben. Gamal El-Ghitani

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