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Keine Domestiken

■ Wiedergewählter Akademie-Präsident Jens: Kein Anlaß für Stasi-Überprüfungen / Neubau auf Konfliktkurs mit Bausenat

Der wiedergewählte Präsident der Akademie der Künste Berlin- Brandenburg, Walter Jens, hat an den Bund appelliert, seine finanzielle Unterstützung für das wertvolle Künstlerarchiv der Akademie nicht aufzugeben, das unter anderem die Nachlässe von Heinrich Mann, Arnold Zweig, Bertolt Brecht und Günter Grass betreut. Täten sie es nicht, „würden die Emigranten ein zweites Mal in die Emigration gejagt“.

Der 71jährige Jens wies von der CDU erhobene Forderungen nach einer Überprüfung von möglicherweise stasibelasteten Mitgliedern zurück. Im Weigerungsfall sollte der Akademiehaushalt gekürzt werden, schlug die CDU vor. „Wir sind souveräne Künstler und keine Domestiken“, erklärte Jens. Der Ehrenrat der Akademie werde „nüchtern und entschieden“ handeln, wenn „handfeste, substantielle Vorwürfe auf dem Tisch liegen“, betonte Jens, der von einer „Hexenjagd“ sprach. „Man kann uns gern mit diesem Thema ,Wie hast du es mit der SED...‘ noch sehr, sehr lange kommen, wir werden darüber zur Tagesordnung übergehen, solange kein einziger konkreter Beweis vorliegt.“ Jens, der seit 1989 Präsident ist, wurde ohne Gegenkandidaten mit 92 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Auf der Tagung erfolgte auch die Zuwahl von 42 neuen Mitgliedern, die noch ihre Zustimmung geben müssen. Mit diesen Zuwahlen werde die Akademie, so sagte Jens, beweisen, daß sie „auf dem Weg zu neuen Ufern“ sei. Sie würden „die von uns verlangte Öffnung zum Osten eindringlich demonstrieren“.

Der Architekt Günter Behnisch, der unter anderem auch Bauten für die Olympischen Spiele in München 1972 schuf, soll das neue Berliner Gebäude der Akademie der Künste an ihrem historischen Standort neben dem Brandenburger Tor errichten. Der Entwurf hält mit 20 Metern Bauhöhe die an diesem Platz vorgegebene Geschoßhöhe ein. Der Neubau wird auch ein von der Akademie dringend benötigtes Archivgebäude an der verlängerten Behrenstraße enthalten, durch einen langen Verbindungstrakt mit dem Vordergebäude verbunden, dessen Fassade zum Pariser Platz hin von einem Gittersystem mit dahinterliegender Glasfront geprägt ist. Ein Wintergarten mit Café flankiert die Verlängerung des Foyers. Die erhalten gebliebenen Ausstellungshallen mit ihrem Glasdach bleiben unangetastet. Das Dach wird von einem Skulpturengarten umrahmt. Der Entwurf muß mit der Bauverwaltung abgestimmt werden, wobei ein Konflikt absehbar ist. Die Gestaltungssatzung des Bausenators schreibt massive Steinfassaden vor und verbietet ausdrücklich Stahl- und Glasfassaden. Alle anderen Bauprojekte wie das Hotel Adlon und die Kleinhues-Projekte beiderseits des Brandenburger Tors orientierten sich an den historischen Vorbildern. „Die Akademie ist selbstbewußt genug, eigene Signale zu setzen“, betonte dagegen Akademie- Sekretär Hannesen. taz

Siehe Kommentar Seite 10

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