piwik no script img

Wer hat uns Herzog beschert?

Tagelang habe ich auf den wahren Kommentar gewartet zur Wahl von Herzog und wer daran schuld ist und warum.

Der wahre Kommentar ist nicht gekommen, weil die Herren der Politik und der Journalistik wie Kometen um sich selber kreisen. Klar, die Schuldigen sind ausgemacht, und ich sympathisiere mit den Kommentatoren, die den Finger auf die FDP richten. Wie kann man nur so wenig Rückgrat und so wenig Charakter haben? Wie kann man eine Frau wie Hamm-Brücher, deren Ideal von Liberalität meilenweit von dem Kinkels entfernt ist – und die viel mehr dafür getan hat – so verschachern?

Aber eigentlich stellt sich die Frage des Wie gar nicht, sondern eher die Frage danach, warum ich glaubte, daß man es mit dieser Frau nicht machen kann. Den Herzog hat uns die FDP aber nur teilweise beschert. Die anderen Schuldigen sind die Königsmacher von der SPD.

Warum wird automatisch vorausgesetzt, daß sie keine Wahl hatten? Scharpings Kritik im nachhinein an der FDP ist heiße Luft. Warum wurde in der SPD nicht ein einziges Mal in Erwägung gezogen, sich hinter Frau Hamm-Brücher zu stellen, nachdem schon im Vorfeld klar wie geklärtes Wasser war, daß Rau es nicht wird? Sie hatten zwei Chancen, aber ausschließlich die Ehre im Kopf. Daran verblödet man.

Per Autosuggestion sollte es gelingen, an den Verstand von FDPlern zu appellieren, die sich wie Ertrinkende an die Macht klammern. Hoffentlich gehen sie unter.

Aber wer sagt den SPDlern, daß sie eine Wahl hatten? Und daß wir ihnen Herzog zu verdanken haben, weil sie sie nicht nutzten, ja noch nicht einmal sehen wollten. Und warum fragt niemand, warum man es mit einer Frau machen kann? Waltraud Schwab, Berlin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen