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Töpfer: mobil ohne Verstand

Berlin (taz) – Ein Minister der Entschleunigung: Immer langsamer wird Klaus Töpfer am Sonntag morgen werden. Katapultiert der Düsenjet den Politreisenden noch mit über 900 Sachen in der Stunde vom Rhein an die Spree, nimmt im Berliner Großstadtdschungel Töpfers Tempo rapide ab. Mit roten Ampeln kämpfend wird der Dienstwagen des Bundesklima- Ministers, vom Stadtflughafen Tegel aus, den Adenauerplatz (Ku'damm) hoffentlich just in time erreichen. Dort wartet nämlich sein Dienstfahrrad. Klaus T. will am Umwelttag publikumswirksam mit dem Drahtesel drei Kilometer den Ku'damm hinunter bis zum Umweltbundesamt (UBA) im Grunewald trampeln: mobil ohne Auto. Wenig Gefahr durch Rechtsabbieger und Asphaltcowboys, die die Vorfahrt nicht achten: Auch BerlinerInnen verzichten am Sonntag auf ihren vierrädrigen Untersatz. Am UBA besichtigt T. (wir nehmen an zu Fuß) kurz einen Umweltmarkt, doch es hält ihn nicht am Platze. Schon eilt der Minister mit dem Dienstfahrrad (radelnd?) zum Bahnhof Wannsee, um noch pünktlich in Dessau anzukommen. Im D-Zug 2205, der den Bahnhof Wannsee um 11.51 Uhr verläßt, dürfen sogar Fahrräder mitgenommen werden. Politradler Töpfer erreicht laut Fahrplan um 12.44 Uhr die Bauhausstadt.

Angesteckt von der Methode Scharping, kurbelt der T. den Drahtesel vom Bahnhof zum Rathaus. Im Rathaussaal soll nämlich um 14.30 Uhr die Dessauer Geschäftsstelle des Aufbaustabes Sachsen-Anhalt vom Umweltbundesamt feierlich eröffnet werden. Das Amt will umziehen. Doch was der Abschluß der Entschleunigung hätte sein können, ein sitzender T., bleibt auch am Umwelttag nur Intermezzo. Statt dessen: der Flug zurück nach Bonn und eine versaute Klimabilanz. ten

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