: Muß das sein, Tomi Ungerer?
Daß Sie mehr oder weniger mit dem Schwanze malen und ein feministisch ganz doll Inkorrekter sind, war ja klar, Dirty Old Ungerer. Jetzt aber, wo eigentlich Altersweisheit angesagt wäre, schalten sie das Hirn ganz ab und fertigen primitive Werbezeichnungen für den Law-and-Order- Verein „Weißer Ring“. Aufkleber, Postkarten, Plakate und Telefonkarten für die Organisation von TV-Denunzius Eduard XY Zimmermann. Name der Aktion: „Stoppt die Kriminalität/Stoppt die Gewalt“. Klingt fast ehrenhaft, das Anliegen dieses „gemeinnützigen“ Weiße-Ring- Vereins, der Opfern von Kriminalität helfen will – nur eben leider per Polizeistaat, Schnellgerichten, mehr Überwachung – und Tomi Ungerer. Der heizt den Kriminal-Wahlkampf von SPD und CDU um die „Innere Sicherheit“ noch mal so richtig an, macht mit dem Schicksal der Geschädigten Front gegen die „halbherzige“ und „leise“ Bonner Politik. Passend dazu der ästhetische Rückfall in die 50er Jahre: Drohbildchen mit Holzhammersymbolik, ein jedes noch eitel abgestempelt mit der Signatur des Künstlers. Warum bloß setzen Sie sich für diese Hilfssheriffs ein, deren Arbeit von den lieben „Kritischen Polizisten“ vorsichtig als „zwiespältig und sehr, sehr staatstragend“ bewertet wird? Ach ja, wahrscheinlich ist's die „frivole“ Freude darüber, daß ihre Bilder demnächst in jeder deutschen Polizeidienststelle hängen werden. kotte
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