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Jetzt ohne Pelzmütze

■ Gerd Ruge ist wieder da

War ja klar, daß Gerd Ruge, bis August '93 ARD-Statthalter in Moskau, sein Rentnerdasein nicht mit Laubsägearbeiten verbringen würde. Da wird ihm schon sein ehemaliger Haussender WDR ordentlich in den Ohren gelegen haben. Schließlich bescherten seine Reisereportagen aus den entlegensten Ecken der ehemaligen Sowjetunion der ARD traumhafte Quoten. So war Ruge dieses Frühjahr schon wieder auf Achse. Rund 8.000 Kilometer ist er über amerikanische Highways gebrettert. Von Seattle runter bis an die mexikanische Grenze, quer rüber nach Florida, und schließlich noch durch den Mittleren Westen. So parliert Ruge in der ersten Folge seiner dreiteiligen Tour im Nordwesten mit Indios über Heilbuttquoten, schaut kurz bei Boeing in Seattle vorbei und schiebt für ein Interview mit illegalen mexikanischen Grenzgängern bereitwillig ein paar Zigaretten durch den Grenzzaun. Und wenn er im Autoradio hört, daß in einem Vorort von L.A. vier Menschen getötet wurden, fährt er da auch vorbei und macht schnell mal eine erhellende Mini-Reportage über den US-Medienalltag.

Überhaupt hat Ruge sein Stilprinzip der Beiläufigkeit und seine lakonischen Kommentare inzwischen zu einer Kunstform perfektioniert, die seine Reportagen aussehen lassen, als sei er auf Urlaub ein bißchen durch die Gegend geschaukelt. Ein Infotainment- Künstler, der nicht unbedingt mit sensationellen Neuigkeiten aufwartet, aber aus vielen kleinen Schnipseln ein erstaunlich plastisches Gesamtbild zusammenpuzzelt. Den Mann könnte man wahrscheinlich auch getrost nach Wanne-Eickel schicken, und er käme mit einer spannenderen Reportage zurück, als wenn Hardy Krüger im Himalaya den Yeti träfe. relü

„Gerd Ruge unterwegs: Amerika, Amerika“, heute, 21.48 Uhr, ARD

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