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„Einfach den Kriterien nicht entsprochen“

■ Die Jury zum Deutschen Filmpreis 1994 weist die Vorwürfe der Kinoverbände zurück / Nur das Künstlerische zählt / Interview mit der Jury-Vorsitzenden Eva Schieber

taz: Welche Rolle spielt bei der Preisvergabe der kommerzielle Erfolg eines Films?

Schieber: In erster Linie spielt die künstlerische Innovation eine Rolle, es ist aber natürlich keineswegs so, daß Publikumserfolg von vorneherein anrüchig ist und deshalb nicht in die engere Wahl kommt.

Was sind denn nun konkret die Kriterien bei der Preisvergabe?

Film ist was Subjektives, weil es was mit Gefühlen zu tun hat. Man geht von seinem eigenen Eindruck aus, und es wird natürlich darüber diskutiert, mit welcher Kunst ein Film gemacht ist – wie gut das handwerklich gemacht ist und wie die Dinge rüberkommen. Die Entscheidung geht aber auch auf ganz verschiedene Dinge ein, wie Dramaturgie, Erzählweise, Thema, Stoff.

Haben Sie sich durch den Vorwurf seitens des Hauptverbands Deutscher Filmtheater unter Druck setzen lassen, die kommerziell erfolgreichen Filme würden grundsätzlich nicht berücksichtigt?

Ich habe nicht das Gefühl, daß die Jury sich unter Druck gesetzt fühlt. Jeder möchte, daß der deutsche Film mehr Erfolg hat. Der Vorwurf, wir seien elitär, weil wir Filme wie „Das Geisterhaus“ nicht aufgenommen haben, ist nicht haltbar. Der Film hat einfach den Kriterien nicht entsprochen.

Mit „Balagan“ ist auch ein Dokumentarfilm im Programm. Hat so ein Film überhaupt eine Chance?

Ich denke ja. Für mich auf jeden Fall.

Und „Abgeschminkt!“, der kommerziell wohl erfolgreichste Film?

Das ist zwar ein kleiner Film, aber der ist hübsch anzusehen. Hier teile ich die Meinung des Publikums. Der ist gut gemacht, der ist witzig, der ist locker, ist nicht ganz banal, der hat auch was von der Wirklichkeit, wie Frauen sich sehen, und – was bei deutschen Filmen besonders selten ist – er hat Ironie, auch Selbstironie. Er hat nicht den großen Anspruch, aber was er zeigen wollte, hat er handwerklich gut verwirklicht.

Im Zusammenhang mit der Gatt–Diskussion: Hat nationale Filmförderung, hat der Bundesfilmpreis eine Zukunft?

Nationale Filmförderung muß erhalten bleiben. Jedes Land hat seine eigene Filmgeschichte und oft sind Filme erfolgreich gewesen, weil sie ein ganz besonderes Gesicht hatten. Wenn es eine Stelle gäbe, die sich dem europäischen Film annähme, dann sollte sie die nationale Filmkultur fördern. Jeder beklagt den amerikanischen „Überschwapp“ und der ist ja auch so prägend, das man sich einen anderen Film kaum noch als Erfolg vorstellen kann. Das ist schon sehr bedenklich.

Warum ist die Verleihung des Bundesfilmpreises so unspektakulär, wieso der Preis so wenig renommiert?

Die Werbung für deutsche Filme ist wirklich schlecht. Auf PLakaten erscheint zum Beispiel nicht einmal, wenn ein Film den Bundesfilmpreis bekommen hat. Die Veranstaltung hat wirklich keine Ausstrahlung. Die Deutschen tun sich vielleicht überhaupt immer schwer.

Wer bekommt den Preis?

Sag ich nicht. Einen Favoriten gibt es jedenfalls. Es wird sicherlich ein Außenseiter. Interview: Volker Weidermann

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