: Aserbaidschan und Bosnien
■ betr.: Erwartungen an Bündnis 90/ Die Grünen
Wie sehr sich doch die Konflikte um Bosnien und Karabach gleichen! Während die bosnischen Serben einen Korridor durch Bosnien getrieben haben, um die serbischen Gebiete mit Serbien zu verbinden, haben armenische Truppen einen Korridor durch Aserbaidschan geschlagen, um das armenische Karabach mit dem armenischen Mutterland zu verbinden. Und während die bosnischen Serben behaupten, sie würden allein kämpfen, bleiben die Armenier von Berg-Karabach (Bevölkerung: 120.000) bei der Behauptung, auch sie würden alleine gegen Aserbaidschan kämpfen (Bevölkerung sieben Millionen). Serben wie Armenier haben vom Kriegsgegner Land erobert. Nach einem Bericht der Iswestija sind zur Zeit 25 Prozent des Gebietes von Aserbaidschan von armenischen Truppen besetzt. 724 aserbaidschanische Dörfer befinden sich unter armenischer Herrschaft. Zehn Prozent der Bevölkerung Aserbaidschans sind Flüchtlinge.
Doch warum reagiert die westliche Öffentlichkeit, einschließlich der Grünen, so unterschiedlich auf diese Konflikte? Während Bündnis 90/Die Grünen angesichts der serbischen Eroberungen diskutieren, ob das Embargo gegen Restjugoslawien noch ausreichend ist, werden die armenischen Eroberungen nicht einmal verurteilt.
Ich erwarte mir gerade von Bündnis 90/Die Grünen, daß sie alle militärischen Eroberungen und Menschenrechtsverletzungen gleichermaßen verurteilen, unabhängig davon, welchen Stellenwert in unseren Medien gerade ein bestimmtes Land hat. Bernhard Clasen,
Mönchengladbach
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