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Hersteller spöttelt über die neuen Umweltgesetze zum Computermüll

■ Leere Farbbandkassetten und Tonermodule müssen nicht auf die Kippe / Firma Pelikan setzt auf Wiederaufarbeitung

Beinahe spöttisch klingt die Beurteilung von Töpfers neuer Elektronikschrott-Verordnung durch die private Wirtschaft. Nur die Entsorgung alter Computer sei geregelt: „Büromaschinen-Zubehör wie benutzte Farbbänder, Drucktöpfe und leere Tonermodule von Schreibmaschinen, Nadel-, Tintenstrahl- und Laserdruckern häufen sich zu einem immer größer werdenden Berg auf, ohne daß für die Entsorgung und das Recycling in Zukunft gesetzliche Vorschriften oder Regelungen zu erwarten sind.“ Derart pessimistisch äußert sich keine Umweltschutzorganisation, sondern Pelikan, selbst Hersteller der angesprochenen Farbbänder und Module. Das Unternehmen hat gut spotten, denn von schärferen Bestimmungen würde es nun profitieren: Das komplette Sortiment wurde auf Wiederaufarbeitung umgestellt.

Keiner wirft leere Füller in den Müll

Fraglos ist das nicht nur ökologisch, sondern zudem ökonomisch, wie das Unternehmen unumwunden zugibt. Schließlich bestehe das Zubehör bis zu 80 Prozent aus hochwertigen technischen Teilen, die nicht jedes Mal aufs neue produziert werden müssen: „Das wäre so, als wenn man seinen Füller wegwerfen würde, nur weil er leergeschrieben ist.“ Lohnen kann die Umstellung aber auch für die Kunden, denn Pelikan kündigt an, daß manche Teile ein Drittel weniger kosten werden.

Tonermodule werden auseinandergenommen

Der Vergleich mit dem Füller bietet sich etwa beim EasyClick System für Tintenstrahldrucker an. Ist der Tintentank leer, kann eine neue Patrone in die Halterung gesteckt werden: „Bereits bei zehn Nachfüllungen lassen sich mit den EasyClick Refills die Kosten im Vergleich zu der herkömmlichen Einweglösung halbieren“, verspricht das Unternehmen. Zwar gebe es noch nicht für alle Drucker die notwendigen Systeme, wohl aber für die gängigsten Typen, etwa von Hewlett Packard und Canon.

Technisch komplizierter und teurer sind Tonermodule für Laserdrucker. Auch diese sollen nun nicht mehr auf die Deponie wandern, sondern beim Händler zurückgegeben werden: „Pelikan nimmt die Tonermodule zurück, zerlegt sie vollständig, reinigt sie, überprüft die Funktionalität und ersetzt sämtliche Verschleißteile. Der Fotoleiter wird ausgetauscht und der Tonerbehälter wieder gefüllt.“ Auch die Farbbandkassetten für Schreibmaschinen werden fortan beim „Oeko-Write“ zweigeteilt: Nur das eigentliche Band wird ausgewechselt, die Halterung mit der Transportmechanik kann weiter benutzt werden.

An diesen vollmundigen Versprechungen wird sich das Unternehmen aus Hannover messen lassen müssen, schließlich ist es lediglich Zubehör-Hersteller. Kein Kunde ist wegen seines Druckers genau auf diese Firma angewiesen. Und da die gesamte Produktion auf Wiederaufarbeitung umgestellt wird, darf Pelikan nicht unter den üblichen Standard der Einwegprodukte sinken. Daß sich Kunden am Recycling beteiligen, ist zu vermuten, denn gearbeitet wird mit einem Pfandsystem. Bis zu 20 Mark werden je nach Modultyp erstattet.

Gesetz gilt nur für den alten Kasten

Die neue und bereits überholte Elektronikschrott-Verordnung bezieht sich ausschließlich auf den Rechner als solchen. Die Firmen müssen bei Inkrafttreten des Gesetzes alte Computer zurücknehmen. Daß Computer und Drucker bereits zu Lebzeiten große Mengen Müll produzieren, taucht in dem Regelwerk nicht auf. ca

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