■ Couchpotato's Chips & Tips: Samstag / Sonntag
Musikantenstadl
Au, ist das bitter: Ronnie Hawkins zwischen dunklen und suspekten Gestalten wie Patrick Lindner, Sepp Trütsch und Karl Moik auftreten zu sehen.(ARD, 20.15 Uhr)
Brannigan – Ein Mann aus Stahl
John Wayne wird nach London entsandt, einen abgängigen Gefangenen zurückzuholen. Weil ihm die britischen Kollegen ein wenig zu distinguiert erscheinen, nimmt er die Sache selber in die Hand und wütet in der Themse-Metropole, bis Sir Attenboroughs gestärkter Kragen platzt. Douglas Hickox, der im ARD-Programm auch noch mit „Bestie in Schwarz“ vertreten ist (22.35 Uhr), wählte die Schauplätze offenbar anhand von Postkartenmotiven aus – die Londoner Fremdenverkehrszentrale jedenfalls konnte mit diesem Film durchaus zufrieden sein.(MDR, 20.15 Uhr)
In der Gewalt
der Riesenameisen
Formiculi, Formicula – Joan Collins, die im „Denver-Clan“ später selber zum „Biest“ mutierte, fällt unter die Ameisen. Selten so gelacht.(Kabelkanal, 21.55 Uhr)
Stahlnetz (1)
Einsatz der markanten Titelmelodie von Walter Schumann, dann die unsterblichen Worte des Off-Erzählers Joe Friday: „This story is true“ (mit dieser Ouvertüre begann jede Episode der US-Polizeiserie „Dragnet“, deren Autoren sich jeweils authentische Kriminalfälle zum Vorbild nahmen. 1958 adaptierten Autor Wolfgang Menge und Regisseur Jürgen Roland dieses Format. Sie übernahmen die Titelmusik, den semidokumentarischen Stil und nannten ihre Reihe „Stahlnetz“. Ihre Kriminalfälle suchten sie indes im bundesrepublikanischen Alltag. Auch bei diesen beiden hieß es stets zu Beginn: „Dieser Fall ist wahr...“ Innerhalb von zehn Jahren entstanden 21 „Stahlnetz“-Filme, die sich beim Publikum großer Beliebtheit erfreuten.(Nord 3, 22.40 Uhr)
Gott sei Dank, es ist Freitag
Und nun machen wir einen Abstecher in eine Ära, als Glitzer und Glamour in voller Blüte standen. Die Village People hatten soeben mit „Macho Man“ ihr Debüt gegeben, Sylvester war noch quicklebendig, der Soundtrack zu „Saturday Night Fever“ das bis dahin meistverkaufte Album aller Zeiten. Auch die kriselnde Plattenfirma Motown suchte vom Boom zu profitieren und investierte in einen weiteren Disco-Kinofilm mit der damals erfolgreichsten schwarzen Sängerin Donna Summer in der Hauptrolle und den hauseigenen Commodores als Gaststars.(Kabelkanal, 15.35 Uhr)
Schrei, wenn du kannst
„... vor ,Les Cousins‘ werden spätere Betrachter erschrocken, aber verständnislos stehen“, prophezeite Enno Patalas 1959, als der zweite Film des 28jährigen Claude Chabrol in die Kinos kam. Vielleicht aber wird dieser Film heute besser denn je verstanden, da die von einem scheinbar unparteiischen Chabrol ganz beiläufig skizzierte Anfälligkeit der jugendlichen Protagonisten für faschistisches Gebaren mittlerweile alles andere als abwegig erscheint.(West 3, 20.15 Uhr)
Schatten
Nur wenige Zeilen Charakterbeschreibung waren die Grundlage dieses Film, den John Cassavetes zwischen 1957 und 1959 mit einigen SchülerInnen des Variety Arts Studios drehte. Die Geschichte um drei afroamerikanische Geschwister, ihr Leben, Lieben und berufliches Streben in der Kunstszene New Yorks wurde durch Improvisation der Beteiligten entwickelt und erst im Schneideraum zu einer kommerziell verwertbaren, den experimentellen Charakter dennoch nicht verleugnenden Szenenfolge montiert. Das Geld für seine Filme verdiente Cassavetes als Schauspieler – er verkörperte beispielsweise „Rebellen in Lederjacken“, zu sehen um 2.05 Uhr bei Pro 7.(ORB, 22.30 Uhr)
Harald Keller
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