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Unterm Strich

Bundesministerin Angela Merkel hat nicht nur einen mit 40.000 Mark dotierten Preis für Künstlerinnen ausgelobt, der im Frauen Museum Bonn erstmalig an Thea Richter und Gudrun Wassermann vergeben wurde. Im Auftrag ihres Ministeriums wertete das Bonner Zentrum für Kulturforschung die dritte Ausgabe des „Handbuchs für Kulturpreise“ über Künstlerförderung zwischen 1986 und 1994 unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten aus. Frauen kommen auch hier immer noch deutlich schlechter weg als Männer, und so heißt die Studie konsequenterweise Trotz Fleiß – keinen Preis?. Einige Ergebnisse: Der Anteil der Frauen unter den Preisträgern liegt mit 27 Prozent unter einem Erwartungswert von 40 - 45 Prozent; er ist am geringsten in der Sparte Architektur/Denkmalpflege (21 %), am höchsten in der Bildenden Kunst (36 %); in den Sparten Medien, Film und allgemeine Kultur werden Frauen ebenfalls unterdurchschnittlich berücksichtigt. Grundsätzlich gilt: Männer tragen die größeren Preissummen davon, insbesondere die Hauptpreise. Sie streichen mit 82 Prozent den Löwenanteil der Hauptpreissummen ein. Auch das Feld ideeller Ehrungen, z.B. für ein Lebenswerk bleibt eine männliche Domäne, Frauenpreise sind dagegen schwerpunktmäßig Förderpreise. In Vergabegremien ist das Verhältnis von Männern und Frauen schließlich 3:1. Etwas „frauenfreundlicher“ im Vergleich zu privaten und verbandlichen Stiftern sind öffentliche Preisstifter, insbesondere des Bundes und großer Städte. Hier greift offenbar die politisch verordnete Quotierung – Geschlechterverhältnis 1:2. Die Sonderauswertung ist in den Materialien zur Frauenpolitik veröffentlicht und erhältlich bei der Broschürenstelle des Bundesministeriums für Frauen und Jugend, Rochusstraße 8-10, 53123 Bonn.

Vielleicht ist an dieser ganzen Misere ja immer noch ein völlig verqueres Männer- und Frauenbild schuld. Daß man sich in der Definition einzelner Typen gar nicht sicher ist, beweist zum Beispiel ein Werbetext für „lässige“ Kleidung einer italienischen Bekleidungsfirma. „Gigolos“, heißt es da, „haben immer auch etwas Liebenswertes. Wo die rauhe Schale mit dem weichen Kern – das scheinbar Unnahbare und doch der Blick fürs Wesentliche – zusammentrifft, dort geht es um Abenteuer und puren Lebensgenuß.“ Wir hier haben ja immer gedacht, daß Gigolos nachgerade liebenswert sein müssen, denn dafür werden sie schließlich bezahlt. Aus diesem Grunde dürfen sie auch kein bißchen unnahbar erscheinen, schon damit die zu Beglückenden nicht ihren harten Kern bemerken. Den Blick fürs Wesentliche haben sie ja schon, sonst würden sie niemandem hinterherschwänzeln, den sie eigentlich nicht leiden können. Ein Zuviel an Lässigkeit muß hier doch schaden! Bei Abenteuer und purem Lebensgenuß halten wir uns raus. Das stimmt am Ende noch.

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