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Keine Chancen für die Reps

■ Der Forsa-Chef Manfred Güllner zur Europawahl

taz: Herr Güllner, die Reps haben bei der Europawahl 1989 7,1 Prozent geschafft. Wird sich dieser Erfolg bei der Wahl morgen wiederholen?

Manfred Güllner: Wahrscheinlich nicht. Ich hoffe sehr, daß unsere Zahlen keine zu hohe Dunkelziffer aufweisen. Nach den mörderischen Anschlägen von Mölln und Solingen und dem Synagogenbrand von Lübeck stellen wir fest, daß in Deutschland eine große Ächtung des Rechtsextremismus eingetreten ist. Ich hoffe, daß die kleine Minderheit von zwei bis drei Prozent mit rechtsextremen Neigungen, die wir jetzt messen, auch eine Minderheit bleiben wird. 1989 hat diese Minderheit Zulauf bekommen von Leuten, die eigentlich gar nicht rechtsextreme Ideologien oder Programme gewählt haben, sondern die aus Protest gegen die großen Parteien zu den rechtsradikalen Parteien gelaufen sind.

1989 lag die Wahlbeteiligung bei 62,3 Prozent. Diesmal wird es mehr?

Ja, wegen der in weiten Teilen des Landes zeitgleich stattfindenden Kommunalwahlen. Das war 1989 schon im Saarland und in Rheinland-Pfalz so. Dort lag die Wahlbeteiligung um 15 bis 20 Punkte höher als im Bundesdurchschnitt. Diesen Effekt wird es sicherlich auch diesmal geben.

Werden durch den Wahlausgang morgen schon die Weichen für die Wahlergebnisse bei den kommenden Landtags- und Bundestagswahlen gestellt?

Von einer Weichenstellung würde ich nicht sprechen, denn die Europawahl wird von den Menschen nicht so wichtig genommen. Für die meisten Leute ist Europa ein Alltagsphänomen – im Urlaub wie im Berufsleben. Als Politikebene spielt Europa im Bewußtsein der Wähler weitgehend keine Rolle. Bei der Bundestagswahl im Herbst sieht die Mobiliserung dagegen ganz anders aus. Die heute unentschlossenen Wähler entscheiden sich erst dann, wenn die Entscheidung auch tatsächlich ansteht. Die Meinungsbildungsprozesse dafür setzen aber erst noch ein. Auch die Kommunalwahlergebnisse geben für den Ausgang der Landtags- und Bundestagswahlen wenig her. Im Mittelpunkt der Kommunalwahl steht die Entscheidung über den lokalen Zustand der Parteien und ihrer Repräsentanten.

Wird die CSU es schaffen?

Ich denke, ja, weil wir eine wachsende Zustimmung für die CDU haben, und davon profitiert auch die CSU. Zudem muß man sehen, daß die SPD in Bayern ja so gut wie nicht existent ist.

Die SPD hat versucht mit dem gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Johannes Rau für die Europawahl Stimmung zu machen. Wird sich das auszahlen?

Ich glaube nicht, daß es quasi zu einem Image-Transfer vom populären Rau hin zur SPD kommen wird, denn die Leute wissen, daß es bei der Europawahl nicht um Rau geht. Bei der Landtagswahl in NRW sieht das anders aus, und darum wird die SPD dann auch gewählt. Interview: Walter Jakobs

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