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Diplomatische Tränen für Ruanda

■ OAU-Gipfel beginnt in Tunis / Schulden-Sondergipfel?

Berlin (taz) – In der tunesischen Hauptstadt Tunis kommen heute die Staats- und Regierungschefs Afrikas zum jährlichen Staatengipfel der „Organisation für Afrikanische Einheit“ (OAU) zusammen. Eigentlich sollte es eine ruhige Präsidentengala werden, als deren Höhepunkte die förmliche Begrüßung Südafrikas als jüngstes Mitglied der panafrikanischen Organisation sowie der Beschluß, den nächsten OAU-Gipfel 1995 in Johannesburg stattfinden zu lassen, gedacht waren. Nun aber überschattet das Wiederaufflammen des Bürgerkrieges in Ruanda und die Massakrierung von 500.000 Menschen in nur zwei Monaten alles andere.

Die Ruanda-Krise ist aber auch eine Gelegenheit, die 1992 in Dakar vereinbarte und 1993 in Kairo förmlich angenommene OAU- Konfliktlösungsstrategie endlich einmal anzuwenden. Rechtzeitig zum Gipfel haben sich eine Reihe afrikanischer Länder geeinigt, die Hauptkontingente für die geplante neue Ruanda-Blauhelmtruppe der UNO bereitzustellen: Äthiopien, Ghana, Kongo, Mali, Nigeria, Senegal und Zimbabwe werden insgesamt 4.200 Soldaten entsenden. OAU-Generalsekretär Salim Ahmed Salim, der seit Jahren versucht, eine förmliche OAU-Eingreiftruppe für afrikanische Konflikte zusammenzustellen, ist hocherfreut: „Es geht in Ruanda jetzt nicht mehr um mangelnde afrikanische Bereitschaft, Truppen zu schicken“, sagte er beim gestern beendeten Vorbereitungstreffen der OAU-Außenminister in Tunis. „Ich würde sagen, daß jetzt die UNO am Zug ist und auch jene Länder, die logistisch helfen können.“

Es steht zu erwarten, daß die OAU und insbesondere Generalsekretär Salim das weitere Vorgehen der UNO in Ruanda eng unter die Lupe nehmen werden. Auf dem Gipfel selbst werden die Staatschefs vornehmlich diplomatische Tränen vergießen und Vorschläge wie der des gabunischen Präsidenten Omar Bongo, alle Kinder aus Ruanda zu evakuieren, als Ausdruck ihrer humanitären Gesinnung vorstellen.

Weiteres Hauptthema des Gipfels ist die Schuldenkrise Afrikas und die Behandlung der mittlerweile auf 285 Milliarden Dollar gestiegenen Auslandsschuld des Kontinents. Ägypten, scheidender Vorsitzender der OAU, hat einen Sondergipfel der Organisation zur Schuldenproblematik vorgeschlagen. Die OAU steht darüberhinaus selber in der Rolle des Gläubigers, da die meisten Mitgliedsstaaten ihre Beiträge nur sporadisch bezahlen. Ganze zehn der 53 Mitglieder tun dies regelmäßig. D.J.

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