piwik no script img

Christliche Sitten

■ Schwuler CDU-Kandidat geschaßt

München/Krefeld (AFP/taz) – Das CDU-Parteischiedsgericht in Krefeld hat die Nominierung des 23jährigen Jungpolitikers Gero Furchheim als Kandidat für die Kommunalwahlen in Nordrhein- Westfalen für ungültig erklärt. Wie das in München erscheinende Burda-Blatt Focus heute berichtet, wurde Furchheim geschaßt, weil er öffentlich zu seiner Homosexualität steht.

Dreizehn Parteimitglieder hatten zur Begründung ihres Antrags an das Parteischiedsgericht erklärt, der Jungpolitiker sei „parteischädlich“ und diese Schäden müßten „von der Partei abgewendet“ werden. In der Urteilsbegründung des Parteigerichts heißt es, das Bekenntnis des homosexuellen Politikers verstoße gegen das „christliche Sittengesetz“. Furchheim wollte sich zum Inhalt des Urteils gestern nicht äußern, weil er innerhalb einer vierwöchigen Rechtsmittelfrist gegen die Entscheidung angehen will. Als nächste Instanzen müssen dann das Landesparteigericht oder das Bundesparteigericht der CDU beschließen.

Der 23jährige Furchheim war in Meerbusch nahe der Landeshauptstadt Düsseldorf für die Stadtratswahlen im Oktober nominiert worden, in einer Gegend, die als nicht besonders klerikal gilt. Furchheim ist seit sieben Jahren JU- bzw. CDU-Mitglied. Außerdem arbeitet er im Landesvorstand Nordrhein-Westfalen der realpolitisch orientierten Homo-Organisation Schwulenverband in Deutschland (SVD) mit. Im Februar vergangenen Jahres war ein Porträt Furchheims im ARD-Politmagazin „Zak“ gelaufen. Darin hatte er sich zu seiner Homosexualität bekannt.

Der Fall Furchheim kann innerhalb der CDU als grundsätzlich gelten, weil die Frage, wie die Partei mit der Homosexualität umgeht, noch wenig geklärt ist. Offen schwule Kandidaten auf kommunaler Ebene gibt es bei der CDU kaum – Ausnahme: Berlin.

Für den Bundestag hat die CDU – genauso wie SPD und FDP – erst recht keinen offen schwulen Kandidaten und keine offen lesbische Kandidatin zu bieten. Sowas gibt's bislang nur bei den Grünen (Volker Beck) und der PDS (Christina Schenk). kotte

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen