: Viel besser als ihr Ruf: Brüsseler „Eurokraten“
An deutschen Stammtischen gehört das Schimpfen über die Brüssler Bürokraten zum Standardrepertoire. Auch in linken und „aufgeklärten“ Kreisen ziert die Vorstellung vom Moloch Brüssel die Hitliste der beliebtesten Feindbilder. Schade nur, daß die rauhe Wirklichkeit diesem Klischee so hartnäckig nicht entsprechen will:
Mit gut 15.000 Bürokraten zählt der EG-Apparat zu den kleinsten europäischen Verwaltungseinheiten. Einzelne Bonner Ministerien übertreffen den angeblichen Moloch ganz gehörig. Gar nicht zu reden von Hamburg: Hier werkeln mehr als 100.000 öffentlich Bedienstete am Wohl und Wehe von gerade 1,7 Millionen EinwohnerInnen.
Bleibt die Frage nach der Qualität: Wirkliche Kenner schwärmen von der Kreativität, Kompetenz und Effizienz großer Teile der Eurobediensteten, deren Arbeitsergebnisse freilich anschließend allzuoft von der lobbyhörigen politischen Ebene zunichte gemacht werden.
Kurz: Die Brüssler Eurokraten sind zwar von bürokratietypischen Macken nicht frei, haben sich auch unverschämt überdimensionierte Gehälter genehmigt – aber in Sachen Effizienz, Qualität und Produktivität sind sie, verglichen mit dem europäischen Bürokratenalltag, absolute Spitzenklasse. Voscheraus Senatskanzelei beispielsweise könnte von Brüssel noch viel lernen. fm
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